Da schaut man dann schon. Eh gibt es zuviel Gin und dann kommt einer der Händler, der selbst Dutzende Wacholder-Brände gelistet hat, mit einem eigenen um die Ecke. Andreas Osler aus dem fernen Tirol, dem Ausserfern nämlich, stellte aber die blaue Flasche auf den Tisch, zu der dem menschlichen Gin-Kanal, mit dem ich derlei gern koste, nur einfiel: Sauerstoff-Flasche. Wer er 20 Jahre jünger und ein HTL-Girlie, dann würde er wohl sagen „krasse Steampunk-Bottle“. Die mit Zahnrädern wie ein Uhrwerk versehene Flasche ist ein Hingucker, aber was ist da drin?
Als Partner holte sich Osler den Brenner des „Lechtaler Haussegens“ aus Elbigenalp (für Ausserferner: dem „Duarf“); Mario Huber hat nicht nur mit seinem Heubrand, der seiner Destillerie den Namen gibt, Kräutererfahrung. Auch mit Botanicals, also geschmacksgebenden Kräutern, entlang des Lech-Wegs hat er schon einen regionalen Gin gebrannt. Und darum geht es den beiden auch, einen charaktervollen Gin zu machen, der nicht nach Ananas oder sonst einem ausgerissenen Geschmacksgeber schmeckt, sondern ein alpine und markante Version ergibt. Entsprechend läßt Huber die Kräuter unterschiedlich lang als Kalt- oder Warmmazerate „ausziehen“, wie man die Aromagewinnung nennt. Als „London Dry Gin“ kommen schließlich alle Aromen durch die Destillation in den Brand, kein Zucker wird zugesetzt.
Und in der Königsklasse macht man das im „one shot“-Verfahren. Das heißt, es wird zuvor das Optimum aus der einzelnen Wurzel, Blüte oder den Kräutern geholt und dann in einem einzigen Brennvorgang die würzige Melange erstellt. Dazu muss man etwas können. Und zumindest im Glas darf man die Übung als gelungen ansehen.
Maskuline 45% befeuern den „Funky Pump“, die Nase bringt zunächst einmal Wacholder und dann länger nichts. Dann erst schieben sich die Pink Grapefruit-Töne in den Vordergrund, auch zart „waldige“ Noten sind da – Tannennadeln und etwas Himbeere. Das Mundgefühl ist schwerer als bei vielen Mitbewerbern, aber nicht cremig. Wieder treffen wir auf zitrusfruchtige Noten, die an Orangen erinnern, dazu wieder die geballte Ladung Wacholder.
Wir würden tippen, dass auch Beeren unter den Botanicals sind, das Finish erinnert an Holunder und Schwarze Johannesbeere, wobei der pfeffrige Hall das fast ein bisschen maskiert. Beachtlich ist die Länge dieses Gins, der noch lange nachklingt. So könnte der „Sauerstoff-Flaschen“-Brand auch pur seine Freunde finden. Ein Tonic, das Zitrusnoten mitbringt, wäre kein Nachteil, wenn man den perfekten Gin&Tonic damit mixen will.
Bezugsquelle:
Funky Pump Gin ist um EUR 39,90 (0,5 Liter-Flasche) im Weisshaus-Shop erhältlich, www.weisshaus.at