Freunde des Zungenbrechers werden die Sorten lieben, aus denen Pal Kocsis den Irsai Olivér gezüchtet hat: Csabagyöngye und Pozsonyi Fehér. Die Sorte mit dem Muskataroma kennen viele, die sich nach dem Haarschnitt oder Zahnarztbesuch noch ein günstiges Pörkölt in Sopron und Umgebung gönnen. In Ungarn hat sie aufgrund Robustheit, großer Erträge und früher Reife einen gewissen Siegeszug angetreten, der bis Pannonhalma-Sokoróalja, Mátraalja und Ászár-Neszmély reicht (noch mehr Material für Zungenbrecher). Doch nicht die einstige Speisetraube, sondern ihre Verschlüsse beschäftigen uns heute.
Denn im Rahmen einer Verkostung brachte Nomacorc, Weltmarktführer für Alternativverschlüsse, hierzulande despektierlich „Plastikkork“ genannt, den Irsai Olivér aus dem Hause Nyakas drei Mal ins Glas. Was können die Alternativen zum nach wie vor fehleranfälligen Naturkork (8-10% seines Kellerbestands durch Korkfehler zu verlieren, ist auf Dauer ja nicht witzig) also? Dazu wurde der in Österreich so beliebte Schraubverschluß mit zwei neuen Alternativen aus dem Hause Nomacorc verglichen. Mit einer Fläche von 25 Hektar Irsai Olivér kann man ja auch entsprechend experimentieren bei der ungarischen Kellerei, die von Önologin Beata (Foto) betreut wird.
Im Gegensatz zu den Korkverfechtern haben die Kunststoffproduzenten jede Menge Forschungsergebnisse und –gelder für ihr Produkt (auch Nomacorc startete nicht mit Weinverschlüssen) parat. Und so entstand die Select-Serie, die – nach einer Messung des Sauerstoff-Gehalts in der befüllten Flasche – jedem Winzer jenen Verschluss empfiehlt, der den idealen Sauerstoffaustausch ermöglicht. Je höher die Nummer (z. B. Select 500), desto mehr Milligramm lässt der Kork-Ersatz durch.
Was Hans-Peter Decker vom belgisch-amerikanischen Unternehmen vorführen wollte, zeigte sich bei diesem Wein am eindringlichsten: Der Sauerstoff-Eintrag ermöglicht eine bessere Flaschenreife, das machte der Vergleich zwischen „Schrauber“ und dem „S 100“ klar. Allerdings war der als „Nasenwein“ fast berüchtigte Irsai mit Kunststoff verschlossen plötzlich geradezu verhalten im Duft. Der Gaumen hingegen erfreute sich an einer deutlich lebhafteren Variante. Noch besser als Verschluss eignete sich dem kollektiven Urteil nach der „S 300“, er brachte den Wein zu einem schönen Trinkfluss, allerdings „tötet“ auch er die Nase. Bei den Rotweinen, die neben Österreich aus Frankreich, Nomacorcs stärkstem Europa-Abnehmer, Italien und Deutschland stammten, war das Phänomen nicht so stark ausgeprägt, allerdings gab es nicht überall direkte Vergleiche mit Korken. Der Streit um den besseren Verschluss bleibt also spannend….
Bezugsquelle: Nyakas, „Irsai Olivér“ 2012, circa 5 EUR (je nach Forint-Wechselkurs) ab Hof, http://nyakas.hu