Der Blue Curaçao hat nicht den besten Ruf in Bar-Kreisen. Für viele steht er für das Dunkle Zeitalter des Cocktails – das nicht in grauer Vorzeit, sondern in den 1980ern angebrochen war. Ein anständiger Drink hat heutzutage nicht mehr blau zu sein, meinen die Zeitreisenden des Mixens, deren Hosenträger, Bärte und Schiebermützen suggerieren sollen: „Ich bin eigentlich 1915 in New York – und mixe wie damals“. Also, wie gesagt, wenn der Gast am Ende bei Mischungen wie einem 5:1 gemischten Dry Martini blau sein sollte…..je suis desolé! Ist nur ein Kollateralschaden der alten Rezepte oder halt ein schwacher Typ.
Uns ist das aber schnurz, denn einer der klassischen Drinks für den Sommer, ist Charles Schumanns „Swimming Pool“. Der Münchner Meister, der heuer unglaubliche 75 Jahre wird und deutlich fitter ist als ihr Trinkprotokollist, sieht das zwar heute auch eher als Jugendsünde einer wilden Zeit. Aber der Blue Curaçao hat schon seine Berechtigung. Denn er gibt den Daheim-Gebliebenen die Farbe des Meeres ins Glas. Und dann ist da noch dieser Name, von einer Insel der Niederländischen Antillen geborgt, der allein schon zu Träumen Anlass gibt…. Doch lassen wir das Träumen und überspringen den Kontinent in Richtung Hawaii.
Denn dort wurde ein Signature Drink geboren, der den Likör – der übrigens aus Bitter-Orangen gewonnen wird und nur blau eingefärbt wird – ins richtige Licht rückt. Wer Piña Colada liebt (zu denen es ja auch einen netten Song für Beziehungsmüde gibt), soll sich gleich das Rezept des Blue Hawai ausdrucken. Es stammt aus dem Fundus der New Yorker Bar-Ikone Julie Reiner, die selbst von Hawai stammt und die Rezeptur des dortigen Erfinders des Drinks, Harry Yee, variiert. Der hatte im Hilton von Waikiki – angeblich nach einem Gespräch mit einem Vertreter der niederländischen Likörfirma Bols – die Eingebung zu diesem fallweise als „Blue Hawaian“ zu findenden Cocktail.
Blue Hawaii
(Julie Reiner, „The Craft Cocktail Party“, 2015)
4,5 cl weisser Rum
1,5 cl Blue Curaçao
3 cl Ananas-Saft
1 cl Simple Syrup
1,5 cl Zitronensaft
1 Teelöffel Cream of Coconut
Zubereitung: Alle Zutaten mit drei Eiswürfeln in einen Shaker geben und shaken. In ein Hurricane-Glas abseihen, das zuvor mit Crushed Ice gefülltwurde. Ale Dekoration dient eine Orangen-Scheibe und eine Orchidee.
Wir haben diese Rezeptur erneut abgewandelt und einen noch sommerlicheren Cocktail daraus gemacht. Womit auch eine dritte Insel ins Spiel kommt, nämlich Jamaica, von der der Rum unserer Wahl, der „Signature Blend“ von Appleton Estate, stammt. Als Heavy-Bodied-Rum bringt er den richtigen Stil mit, um den intensiven und süßen Aromen Paroli zu bieten. Denn unsere 2016er Version wird süßer, etwas weniger alkoholisch und ist vor allem mit einem schönen Schaum versehen. Zudem kann man diese Rezeptur sehr leicht an den persönlichen Geschmack anpassen (und etwa für den Einsatz im Winter den Rum-Anteil wieder erhöhen).
Blue Hawaii II
(Trinkprotokoll.at, 2016)
4 cl Jamaica Rum (Appleton Estate)
1,5 cl Blue Curaçao
5 cl Ananas-Saft
2 cl Kokos-Sirup (Riemerschmid)
1,5 cl Zitronensaft
Zubereitung: Die Zutaten werden kurz im Shaker miteinander verrührt und dann auf Eis geshaked. Direkt in ein Glas (Becher- oder Hurricane-Glas, so vorhanden) mit einem Eisball gießen!
Wie gesagt: Wem das zu süß oder zu stark werden sollte, der kann die Rezeptur leicht abwandeln. Ergänzt man den Kokos-Sirup etwa um das momentan ohnehin gehype-te Kokusnuss-Wasser, wird der Cocktail ohne großen Aromaverlust etwas „gestreckt“. Dann steht halt die Farbe mehr dem Swimming Pool als dem weiten Meer der Karibik nahe. Aber: Hauptsache Ferien!
Bezugsquelle:
Appleton Estate, „Signature Blend“ ist um EUR 14,90, der Likör „Blue Curacao“ von Bols um EUR 8,70 (0,7 Liter) erhältlich, beide bei Killis Getränke, www.killis.at