Das staubtrockene Ringgebäck Taralli, Kaktusfeigen, einige der besten Pastaweizen Italiens und natürlich die Mandeln – es gibt einige Genüsse, für die Apulien bekannt ist. Äpfel zählten bislang nicht dazu, da sind die Steiermark und Südtirol dafür zuständig. Doch der Saft dieses Sommers stammt dennoch aus Marina Franca in der Provinz Tarent, sorry.
15.000 Apfelbäume hat die Familie Perta gepflanzt, keine 20 Jahre ist sie im Obstgeschäft, doch mit 15 Sorten, vom Jonagold bis zum Gala, lässt sich mehr anfangen, als den lokalen Handel zu bedienen. Ergo gibt es Apfelsaft aus ihrem Sortenmix, dem – wo man in Apulien schon am Mischen ist – für die Reihe der „Gourmet+“-Säfte auch noch weitere Zutaten beifügt. Apfelkuss (Melabacio) nennt sich das Unternehmen dahinter und die Mischung übertreiben die Pertas auch nicht: Egal, ob Minze, Erdbeere oder Zitrone zu den gepressten Äpfeln kommt, mehr als 1% macht diese Aromatisierung nicht aus. Womit der Geschmack des Apfels voll erhalten bleibt, aber doch auch eine gewisse Verfremdung erfährt, die uns etwa für den Succo di mela mit Zitrone so begeistert hat.
Dessen Duft verweist ganz zart auf eine eindeutig nicht apfelige Säure, auch wenn man nicht sofort auf Zitrone kommt. Von den verwendeten Apfelsorten kommt der Golden Delicious am ehesten durch, dazu gibt es eine entfernt an Essig erinnernde Note im Geruch. Das klingt jetzt allerdings weit ärger, als der Melabacio-Saft riecht; allerdings merkt man, dass man hier keinen der heimischen Säfte im Glas hat. Mostig ist gar nichts und auch am Gaumen vermisst man jeden Gerbstoff.
Die Sortenmischung funktioniert auf der frischen Seite, eine leichte Süsse schmeckt man zu Beginn, dann einen „gelben“ Früchtemix, der zwischen Orangensaft und Banane pendelt, aber nie üppig wirkt. Ab der Mitte kommt dann der „Fremdkörper“ dazu, der den Saft so sommertauglich macht: Anfangs eher nur als Schalenbitterl einer Zitrone zu spüren, legt der 1%-ige Zitrusanteil im Abgang seinen aromatischen Schleier über die helle Süsse des Apfels. Ausgetrunken ist der halbe Liter im Nu, und zwar ganz ohne Wasser. Doch so richtig gute Sommerfigur macht der Melabacio 1:1 mit Wasser und Eiswürfeln serviert. Wer der Online-Überweisung nicht traut oder wem der Weg nach Apulien zu weit ist, der kann den Zitronenzusatz ja auch händisch in sein Obi pressen. Danke für die Anregung, Famiglia Perta!
Bezugsquelle:
Melabacio, „Succo di mela e limone“ ist um EUR 1,20 (0,5 Liter) im Webshop erhältlich, www.melobacio.it