Die Bierol-Brauerei kennt man als Trinkprotokoll.at-Leser ja bereits. Christoph Bichler und Max Karner aus dem kleinen Ort Schwoich bei Kufstein, also unweit der deutschen Grenze, werden von der Hopfen-Community geschätzt, auch wenn es das Unternehmen noch kein Jahr gibt. So ließ etwa das Wiener Craft Beer-Mekka „Hawidere“ ein Spezialbier bei den Tirolern brauen.
Ebenfalls in der Bundeshauptstadt, in der sie öfter zu Gast sind als in Innsbruck, haben die beiden am „Badeschiff“ ihr so genanntes „Winterbier“ vorgestellt. Das Lokal hat gerade eine ganze Speisekarte mit Gerichten aufgelegt, in denen Craft Beer verkocht wurde. Und gekocht haben auch Bichler/Karner in gewissem Sinne. Mit Haselnüssen nämlich, aber auch mit einem dritten Mann am Sudkessel. Unterstützung kam dabei von einem Mann, der aus der Bier- und Hipster-Metropole Portland in Oregon stammt, aber in Bayern für neue Geschmäcker sorgt: Chris Sullivan, der Kreativbraumeister von Maisel & Friends in Bayreuth.
Tiroler Mix: Müsli und Malz
Mit ihm zusammen wurde ein 5,7% starkes „Hazelnut Porter“ eingebraut, von dem es vorerst 1.000 Liter gibt. Dass man rechtzeitig vor dem Preisanstieg (die Missernte des Hauptlieferanten Türkei lässt Chocolatiers zittern) die Nüsse dafür sichern konnte, liegt auch an einer lokalen Kooperation. Denn die Müsli-Firma Verival hat schließlich auch ihren Sitz in Tirol – und lieferte die benötigten 25 Kilo Haselnüsse an die Schwoicher Brauer. East Kent Golding-Hopfen findet als Single Hop Verwendung, dazu kommt Chocolate Malt für die tiefdunkle Farbe des „Hazelnut Porter“.
„Kalt-Nussung“ könnte man die Technik nennen, die die beiden Tiroler angewandt haben. Neben der Würze selbst, der neben Hopfen auch Nussgranulat beigefügt wurde, und dem Whirlpool danach wurde auch in der Lagerphase mit Haselnüssen aromatisiert: Statt „dry hopping“ hieß es eben für vier Wochen „dry hazelnutting“. Das Rezept, so Bichler, ist allerdings ein „work in progress“, kommendes Jahr wird mit mehr Haselnüssen in der kalten Phase gearbeitet werden. „Wir haben die Nüsse am Ende gekostet, da war der gesamte Geschmack ausgelaugt“, sieht Bichler hier die stärkste „Nussung“ für sein Bier.
Porter für Guinness-Skeptiker
Bei der Verkostung kommen die Nuss-Noten tatsächlich recht sanft herüber. Was Bierol allerdings schafft, ist ein Porter vorzulegen, das ohne Süße und mit einer guten Karbonisierung auch trinkanimierend ins Glas kommt. Denn vielen Guinness-Gegnern, um auf den bekanntesten Vertreter des Stils zu referenzieren, kommt das Porter einfach zu leblos, zu still, zu schwer vor. Aufmerksame Beobachter stellen schon beim Einschenken des Hazelnut Porter fest, dass hier für diese Bierkategorie viel Schaum erhalten bleibt. Die Kohlensäure am Gaumen wird den etwas frischeren Touch im Vergleich mit dem irischen Gold- bzw. Porter-Standard dann noch bestätigen.
Die Nase erinnert mit den süßlichen Aromen – Lakritze, Blockmalz-Zuckerl und ein wenig „Haribo-Colafläschchen“ – noch an die bekannte Stilistik. Lediglich der zart nussige Touch wie von eingelegten schwarzen Nüssen weist darauf hin, dass uns doch etwas abseits der Norm erwartet. Und so fällt einem zum Kostschluck am ehesten der Wiener Eiskaffee oder Caffé afogatto ein: kalter Kaffee trifft auf Vanille, die anfangs diffuse dunkle Aromatik wird ab der Mitte von einem klaren Schwung röstiger Haselnüsse abgelöst. Süßlich wirkt das Tiroler Porter in keiner Phase, noch im Finish zeigt es eine kühle Aromatik, Vanille-Eis ließe sich assoziieren. Über den Winter kommt man damit locker, sofern man sich rasch eine der 2.500 Flaschen sichert.
Bezugsquelle:
Bierol, Porter „Going Hazelnuts“, ist um EUR 3,90 (0,33 Liter-Flasche) bei Grand Whisky in der Schleifmühlgasse (Wien 4) bzw. der Klosterstraße (Linz) oder online erhältlich: www.grandwhisky.at