Eigentlich kennen viele Alexander Huprich als „Limonaden-Typ“. Schließlich agiert die Linzer Firma „Weinturm“, bei der er werkt, als Österreich- Importeur der Tonics, Ginger Ales und Beers von Fever-Tree. Doch der Mann mit dem Vollbart führt quasi ein Doppelleben, seit er – ungewöhnlich genug für einen Österreicher – als Praktikant bei der Islay-Destillerie Bruichladdich werkte. Single Cask-Collection nennt sich die heutige „Spielwiese“, auf der der Huprich die Spirituosen dieser Welt in Fässern kauft und nach seinem Geschmack zu neuen Blends veredelt – oder in gleich in Fass-Stärke abfüllt. So gibt es innerhalb der Cask Collection die „Edition 40“; was wie eine Buch-Serie klingt, stellt den Alkoholgehalt dieser Sammlung von Spirituosen in den Vordergrund, die Spirituosen werden mit Protonen-gereinigtem Wasser („verhindert jegliche Trübung“) auf diese Trinkstärke herabgesetzt.
Auch dabei steht meist nicht der Erzeuger im Mittelpunkt (das Etikett schweigt darüber), da ja schließlich auch etwas Neues entsteht. Für das Tasting der Neuheiten in Erich Wassiceks Halbestadt Bar machte der Linzer Vater der Cask Collection eine Ausnahme und verriet auch einiges über Herkunft und Idee hinter seinen Bränden. Starten wir mit Cognac, passend zur EM in Frankreich: Sechs Fässer vom bekannten Hersteller Pierre Ferrand etwa bilden einen Blend, der zwischen acht und 15 Jahre alten Weinbrand verbindet. Die „Traubigkeit“, auch wenn es ein hässliches Wort sein mag, kommt schon im Duft durch, Muskat-Trauben gesellen sich zu einem zarten Pfirsichduft und einem Hauch von Kokos, damit auch das Fass seine Signatur hinterlässt. Weich und weinig am Gaumen, prägt nicht die Schärfe diesen Blend, sondern milde Noten wie Milchkaffee, Türkischer Honig und Nougat.
Weisse Schokolade, Kiefernholz, leichte Klebstoff-Noten und eine Dosis Haselnuss strömen aus dem nächsten Kostglas – hier befindet sich Grappa, der fünf Jahre alt ist und aus dem Trentino stammt. Mit leichter Süße und einer unverkennbaren Nussigkeit beginnt der Italiener der Cask Collection; die Haselnüsse prägen diesen eher würzigen Vertreter des Tresterbrandes, der eine schöne Länge mitbringt. Im Abgang kommen zu den Nougat-Noten noch würzige Akzente, etwa Kardamom, dazu. 52,7% liefern auch für Kenner eine Fass-Stärken-Grappa, die dennoch schön weich wirkt am Gaumen.
Calvados vom Cidre-Papst und ein Einsteiger-Rum
Sentimentaler Favorit für jemanden, der in einer Most-Gegend aufwuchs, ist aber der Calvados, dessen verschwiegenes Etikett am meisten tiefstapelt. Denn hier steht der in den letzten Jahren zu Weltruhm gelangte Eric Bordelet dahinter. Der Mann, der für die Neuinterpretation des Cidres (oder Ciders) als ernst zu nehmendes Getränk steht, macht in der Normandie nämlich auch einen Brand aus seinen geliebten Äpfeln. Die Fässer, die Huprich letztendlich bekam, sind zwischen zehn und 14 Jahren gereift, der Blend daraus erinnert an leicht mostigen Apfel, auch leichte chemische Noten (Terpentin) sind am Anfang präsent, verfliegen aber rasch zugunsten eines klaren Apfel-Tons. Eine ganze Kaffee-Tafel bietet dann der Kostschluck: Neben den weichen, mit Vanille aus der Lagerung versehenen Frucht, die an „Apfel im Schlafrock“ oder „Tarte Tatin“ mit Apfel erinnert, kommt nämlich auch ein dezenter Mokka-Ton dazu. Vor allem die Sanftheit dieses Brands beeindruckt, auch wenn „Calvados leider fast nicht getrunken wird bei uns“, wie sein Master Blender aus dem Traunviertel bedauert.
„Nicht jeder mag Fass-Stärken-Abfüllungen“, so die Überlegung, der sich unter anderem die zweite Abfüllung eines Rums aus Barbados verdankt. Zwischen zehn und 16 Jahre alte Rums wurden hier verschnitten, um einen „zugänglichen Rum für Einsteiger“ zu erzielen. Nuss-Palatschinke, Dörrmarille, aber auch jede Menge Kokos-Flocken zeigen schon im Duft die angenehme Art dieses „40er“ Rums an. Viskos und süß legt sich dieser Brand wie ein Film von Milch-Schokolade auf den Gaumen. Wieder ist hier deutlich die Kokos-Note der Rumfässer zu spüren, ehe der saftig und schokoladig wie ein „Bounty“ schmeckende Abgang folgt. Der Rum zaubert ein Lächeln, bei uns lag das auch am Wieder-Lesen der Kostnotiz: „Püriertes Kinder-Überraschungsei“ stand da. Also definitiv was für Einsteiger in Sachen Rum. Cheers!
Bezugsquelle:
Single Cask Collection, „Edition 40“ Cognac VSOP und Calvados XO sind um je EUR 51 erhältlich, der Fass-Stärken-Grappa um EUR 60 und der „Edition 40“ Barbados Rum um EUR 51, alle bei Getränke Del Fabro, www.delfabro.at