Der „60 years“ von Balvenie war die älteste bislang vorgelegte Abfüllung der Speyside-Brennerei. Er ehrte aber auch die Legende des Hauses, den ebenso lange für das Haus tätigen David Charles Stewart. Es ist jedes Mal eine Ehre, den ehemaligen Master Blender zu treffen. Zumal sich der 78-Jährige auch an unsere Begegnungen – zuletzt bei der Weltpremiere des 60-jährigen Single Malts in London – erinnerte. Diesmal kam er in seiner neuen Funktion als Ehrenbotschafter der Brennerei nach Berlin. Stewarts erster Besuch in der Stadt wurde mit einem sechs-Gänge-Menü (für jede seiner Dekaden in Dufftown ein Gericht plus Whisky) gebühren gefeiert. Jonas Zörner zog alle Register seiner Kochkunst. Die alten Single Malts, darunter ein Mix aus vier Fässern der 1970er Jahre, der exklusiv für den Abend kreiert worden war, rockten. Diesen Leckerbissen voll echter Sherry-Sweetness und einem Kupfer-Gold-Schimmer, den nur alte Sherryfässer Whisky verleihen, hatte Stewarts Nachfolgerin als Malt Master Kelsey McKechnie erstellt.
Von ihr kam aber auch „A Revelation Of Cask And Character“ – erstmals trägt eine Flasche McKechnies alleinige Unterschrift. Der 19 Jahre gereifte Balvenie gehört der „Tales“-Serie an, die in limitierter Auflage vom Handwerk der Brennerei, intern „the five crafts“ genannt, erzählt. Die konkrete Geschichte, die dieser Erstling erzählt, hat mit Ian McDonald zu tun. Auch er ist ein Methusalem in der Branche und seit über 50 Jahren in Dufftown tätig. Allerdings als Head Cooper, also oberster Fassbinder von Balvenie. In diesem Fall sind es die Sherry-Fässer, für die der auch auf Flasche und Verpackung zu sehende Schotte steht.
Malt Master Kelsey McKechnie beschreibt den 19-jährigen Single Malt als „really rich expression”, die sie an einen frisch gebackenen Weihnachtskuchen erinnert. Für ihren Vorgänger schimmert vor allem die europäische Eiche durch – sie gebe Gewürznoten und Nüsse als geschmacklichen Eintrag ab, meint David C. Stewart. Eine ziemlich präzise Beschreibung des Mannes, der den Whisky seinerzeit zum Reifen einlagerte!
Denn der Duft des „A Revelation Of Cask And Character“ verrät vor allem mit den nussigen Noten die lange Sherry-Reifung. Rote Früchte sind weniger wahrzunehmen, dafür eine Birne, die in zwei Aggregatzuständen präsent ist: Hell und frisch riecht die eine Seite, an die gedörrte Fassung alias Kletzen erinnert die andere. Die Fülle eines Nuss-Strudels evoziert der Walnuss-Geruch, in dem auch ein bisschen Honig durchschimmert. Diese leichte Gebäck-Note taucht aber auch in Form vom Haselnuss-Kekse (Financiers) auf. Etwas Yuzu-Zeste setzt herbe Duftnoten, gibt aber auch eine Vor-Ahnung von der Würzigkeit des mit 47,5% vol. gefüllten Whiskys.
Am Gaumen setzt sich dieses Spiel der Nuancen, diesmal mit einem süßeren (Sherry)Kern fort. Zum Auftakt lockt Salzkaramell, dem eine Ahnung von Rosinen und Mandel-Konfekt, mit süßer Schokolade zubereitet, folgt. Der Mittelteil addiert eine leichte Säure zu diesem Geschmack. Aus dieser komplexen Verbindung aus Salzigkeit, Süße und cremig-schokoladigen Noten ergibt sich ein Finale, das dann die Trockengewürze spüren lässt: Zimtrinde vor allem ist es, die den „19 years“ abrundet. Anders gesagt: Der Einstand? Sehr gelungen!
Bezugsquelle:
The Balvenie, „A Revelation Of Cask And Character“ 19 years old kostet EUR 375,- im Onlineshop von Topdrinks, www.topdrinks.at