Schön langsam braucht man schon einen eigenen Kalender für all diese „Welttage des…“. Doch diesen Feiertag haben wir gerne eingetragen. Genau genommen auch schon vorgefeiert. Denn erst zwei Wochen vor dem 25. August waren die weltgrößten Fans des Drinks zu Gast und natürlich bekamen sie auch in der Casa Trinkprotokoll ihr „Referenzgetränk“ serviert. Jede Bar wird nach der Zubereitung des Whiskey Sour von diesem Brüderpaar bewertet. Und das Heben der Augenbraue signalisierte, dass die Haus-Version Gefallen fand.
Gut so, denn in einem Punkt führen wir keine mixologischen Diskussionen: Unser Sour ist ein „Boston Sour“. Er wird also mit Eiweiß gemixt; dafür lassen wir die Maraschino-Kirsche gerne weg. Der schnittfeste Schaum stellt ja erst den Clou dar, durch die vom Bourbon befeuerte süß-saure Mischung sich den Papillen nähert. Es ist ein Schäumchen gewordener Katarakt der Vorfreude, ehe dann zwei Konsistenzen und zwei Geschmackswelten sanft ineinander übergehen. Dass viele Bartender diese Sanftheit in einem Whiskey finden, der statt Roggen (rye) roten Winterweizen (red winter wheat) in der Getreidemischung aufweist, hat eine gewisse Logik. Maker’s Mark kann man die Harmonie zwischen Zitrussaft und Zucker herstellen.
Wobei zur Marke immer die Story passt, die der aktuelle Verantwortliche des Familienunternehmens in Loretto/Kentucky, Rob Samuels, bei unserem letzten Treffen erzählte: Sein Großvater Taylor William „Bill“ Samuels musste sich nämlich erst vom alten Rezept seiner Vorfahren trennen. Sie hatten bis 1844-1942 einen Whiskey namens T.W. Samuels erzeugt. Er war – in den Worten von Bill Samuels Enkel – aber leider „God awful“.
Doch aktuell kommt der Geniestreich aus dem Jahr 1954 in den Tumbler, der sich ebenso seiner Großmutter verdankte (sie erfand angeblich das ikonische rote Wachs am Verschluss von Maker’s Mark). Selbst die eigenwillige Schreibweise als „Whisky“ ohne das in Amerika übliche „e“ geht auf Marjorie Mattingly Samuels zurück. Und das nur für alle Frauen, die den Welttag des Whiskey Sour begehen wollen: „Margie“ Samuels wurde auch als erstes weibliches Mitglied in der Kentucky Bourbon Hall of Fame geehrt – in der Welt der maskulinen „Kentucky Colonels“ keine kleine Leistung. Doch nun geht es an den Shaker!
Zur Abfolge der beiden Shake-Varianten (mit Eiswürfeln spricht man vom „wet shake“, ohne vom „dry shake“) streiten sich die Gelehrten. Unsere Handwerkslogik kommt von der Espresso-Maschine und dem physikalischen Wesen einer Fett-Wasser-Mischung, auch Emulsion genannt. Diese verbindet sich unter Druck und Hitze immer besser als kalt. Ergo sorgt zunächst ein „dry shake“ für die stabile Verbindung, während der „wet shake“ dann den Schaum zur Stabilität gefriert. Eigene Experimente mit dem sogenannten „reverse dry shake“ sind anzuraten. Es zählt das beste Ergebnis, was bedeutet: der schönste Schaum.
Boston Sour
5 cl Maker’s Mark
3 cl Zitronensaft
2 cl Zuckersirup
1 Eiweiß
1 Spritzer Cocktailbitters (z. B. Angostura)
Orangenzeste als Garnitur
Zubereitung:
Alle Zutaten bis auf die Bitters ohne (!) Eiswürfel in den Shaker geben und kräftig shaken, anschließend Eiswürfel zugeben und nochmals kalt shaken. In einen vorgekühlten, mit Eis gefüllten Tumbler gießen. Die Eiweiß-Haube mit einem Spritzer Bitter zieren und gleich servieren!
Die Abfolge von „dry shake“ und „hard shake“ sollte man mit einiger Routine angehen, damit man sich an der Heimbar nicht blamiert. Doch es gibt einen kleinen Trick – und was wären für ein Trinkprotokoll, wenn wir ihn nicht preis geben würden: Der Eiweiß-Schaum für den Sour lässt sich auch mit einem Milchschäumer hinbekommen. Der steht sonst nach dem Frühstück eh meist sinnlos rum. Und kommt so zu einem feiertäglichen Einsatz.
Bezugsquelle:
Maker’s Mark, Kentucky Straight Bourbon Whiskey kostet EUR 32,90 (0,7 Liter-Flasche) bei allen Interspar-Filialen, www.interspar.at