Der Zugang war neu. Kaffee, dessen größte Fans in Fitness-Studios sitzen? „Aber ja“, meint Alexander Melchior, der von Wien-Margareten aus dem stärksten Kaffee der Welt vertreibt. „Black Insomnia“, nennt sich der ursprünglich in der Republik Südafrika entwickelte Trank. Die „schwarze Schlaflosigkeit“ also. Sie ist ein bisschen so was wie das Schreckgespenst der Barista-Welt. Denn über feine Aromen-Nuance oder „wet pulp“-Bohnen reden wir in der Schönbrunner Straße nicht. Sondern über einen „Funktionskaffee“, den sich etwa auch Sportler schmecken lassen, vor allem Mixed Martial-Arts-Kämpfer, wie Kaffee-Veteran Melchior verrät.
Das natürliche Koffein, bei dem Black Insomnia angeblich weltführend ist, unterscheidet sich von den künstlichen Nahrungsergänzungsmitteln. Und bis zu dreimal mehr Koffein als eine Tasse Espresso enthält die gleiche Menge des „Neuen“. Konkret handelt es sich um einen Blend aus Arabica– und Robusta-Bohnen, deren natürlich höheren Koffein-Anteil man sich zu Nutze macht. Allerdings belässt man es bei einer relativ kurzen Röstdauer, selbst beim „Full Flavor“, der stärkeren Variante. Der „Classic“ ist die noch leichtere Version – Koffeinbomben sind aber beide.
Die Marketing-Hausaufgaben hat man jedenfalls vor dem Austro-Start gemacht: Neben ganzen und gemahlenen Bohnen gibt es auch einen „Cold Brew“ in Dosen. Die bequeme Zubereitung lässt sich mit Kapseln (Nespresso-tauglich) bewerkstelligen. Allerdings hat man dafür kompostierbare Hüllen gefunden, die sich nach 16 Wochen aufgelöst haben. Und sogar als Tee-artigen Beutel, so genannten „Pour over“, existiert „Black Insomnia“. Der übrigens am intensivsten wird, wenn man ihn „alternativ aufbrüht“ wie eben in jenen Beutelchen.
Die Spannung ist als da: Wird man gleich aus den Patschen kippen beim Koffein-Schock? Schmeckt man das überhaupt? Und: „Kann“ Black Insomnia auch Frühstück? Der Duft zeigt schon die erwähnte, mittel-starke Röstung an: Keine expressiven Noten, vor allem keine Bitterschokolade-Düfte, drängen sich vor. Eher denkt man beim Aroma an leichtes Röstgetreide (Marke „Shortbread“), aber auch an Haselnüsse, die gerade geröstet werden. Ein leichter Touch von Süße – man denke an Marmorkuchen – mengt sich auch dazwischen.
Den ersten Schluck rollt man gerne auch länger auf der Zunge; denn die Säure wirkt wie weggewischt. Dennoch hat der „schlaflose“ Kaffee ordentlich Power. In Summe wirkt er aber ungewöhnlich gerundet. Was Espresso-Nerds vielleicht zu leicht vorkommt, ist anderen gerade intensiv genug. Vor allem kann man diesen Kaffee zu jeder Tageszeit trinken. An die Wirkung muss man halt glauben. Aber schließlich ist Koffein auch nicht an intensive Röstaromen gebunden. Und auch Balance kann eine Geschmackstugend sein!
Bezugsquelle:
Black Insomnia, „Ganze Bohne“ um EUR 18 (435 Gramm-Packung) erhältlich, die 50er-Packung Kapseln kommt auf EUR 22,50 (oder 0,45/Portion), alles über den Webshop, https://blackinsomnia.at/collections/kaffee