Wer sich ernsthaft für Schilcher interessiert, kennt vermutlich auch das Weingut Lex Langmann. Der weststeirische Betrieb gehört zu einer Handvoll Erzeuger, die beständig Großartiges aus dem „rosa“ gepressten Blauen Wildbacher schaffen. Doch das Weingut in der Nähe von Stainz (Einkehren bei Johann Schmuck in der Mühle!) kann auch anders. Stefan und Verena Langmann haben auch einen speziellen Sauvignon Blanc im Portfolio. Die Rede vom „alpinen Touch“ scheint angesichts der Nähe zur Koralpe nicht so weit hergeholt. Doch sollte man der Geographie nicht trauen, empfiehlt sich eine Verkostung der „Ried Greisdorf“.
Der aktuelle Jahrgang (2021) bringt Schiefermineralik mit, die von „unten“ wirkt, während oben der kühle Wind die Reben umweht. Das alles sorgt beim Weißwein aus dem großen Holzfass aus dem Hause Lex Langmann dafür, dass man sich weitab aller „lauten“ Sortenaromen bewegt. Keine Stachelbeere, nix Grasiges ködert hier den Fan der blinden Wiedererkennung eines überdeutlichen Sauvignon Blancs. Wo man die Weingärten um die 500 Meter Seehöhe und mit einer Neigung von bis zu 60% kultiviert, sollte man auch eine andere Ausprägung erwarten. Der „Ried Greisdorf“ löst diese Erwartung, die Nicht-Plakativ-Erwartung quasi, perfekt ein: Buttrig und blumig zugleich, lässt sich der Weststeirer an – von kitschig-lautem „SB“ ist da nicht ein Fädchen vorhanden.
Das ist ein gutes Zeichen, das zudem neugierig macht, wo der nach nassem Stein duftende Weißwein hin will. Am Gaumen überrascht er erneut mit einer satten Rundung, wobei das nicht mit barocken Fülle verwechselt sein will. Auch hier hat Stefan Langmann die Fruchtexzesse unterbunden. Ein Alzerl Maracuja ist da, aber das war es auch schon. Dafür darf die an Molke erinnernde laktisch-cremige Seite sich ausleben. Extrem schmelzig und doch angenehm kühlend fällt der Eindruck aus. Köchen unter den Lesern sei gesagt: Dieser 2021er aus der West-Steiermark ist für die Begleitung von einem Risotto Milanese praktisch geboren.
Die alpine Art von Weißwein lässt sich aber noch steigern. Ein zweiter Lagen-Name spricht bereits für jubilierende Chöre und erhöhte Wesen: „Himmelreich“ nennt sich die hohe Parzelle (550 Meter), genau genommen der südlichste und wärmste Teil der Riede Greisdorf. Auch hier kommt der Schiefer zum Tragen, eine Auflage aus kargem Gneis bildet damit zusammen das Bodenprofil. Und dann wären da noch die 35 Jahre alten Rebstöcke, die auch kein Nachteil sind. „Die Frucht tritt in den Hintergrund und an ihrer Stelle übernehmen Dichte, Salzigkeit und Mineralität das Spiel am Gaumen“, formuliert es Winzertochter Verena Langmann angesichts des 2020er Jahrgangs. Das ist ebenso präzise wie dieser Wein, der an allen Sorten-Klischées vorbeischrammt.
„Rot“ und „Tamariske“ – die ersten Assoziationen zum Duft dieses Filetstücks zeigen den außergewöhnlichen Status an. Birkenrinde notiert man ebenso selten in Kostnotizen, beim Sauvignon Blanc dürfte es überhaupt eine Premiere für uns sein. Unbedingt ein großes Glas verwenden und Zeit geben, kann man nur raten. Dann entfaltet sich der Bodenton des Schiefers so richtig schön. Und wenn daneben die Nase auch Butterkeks meldet, ist das kein Widerspruch – denn der „Himmelreich“ erzählt von beidem – Herkunft und Ausbau. Tiefgehende Frucht, die aber wieder jeden typischen Ton vermissen lässt und eher süßes Räucher-Holz (Hickory), Maracujagelée und auch angekokelte Zitruszesten mitbringt. Kurz gesagt: Eine klare Lagerempfehlung, speziell für Freunde eines „burgundischen“ und meilenweit von Grasigkeit entfernten Sauvignons!
Bezugsquelle:
Weingut Lex Langmann, Sauvignon Blanc „Ried Greisdorf“ 2021 ist um EUR 17,50 zu haben, der „Ried Greisdorf Himmelreich“ 2020 kostet EUR 28, beide ab Hof bzw. im Webshop des Weinguts, www.weingut-langmann.at