Österreichs höchstgelegener Weinbauort Kitzeck und der Schiefer sind eine Einheit. Geologisch gilt das seit Ewigkeiten, im Weinbau doch etwas kürzer. Aber immerhin seit 1803 prägen die roten, grauen und blauschwarzen Erscheinungsformen auch den Geschmack der Wohlmuth-Weine aus dem Sausal. Die Familie hat also Tradition, die Mühe mit den bis zu 45% steilen Hängen (am Foto: Sausaler Schlößl) aber auch.
Vom Mähen mit der Sense, dem mühseligen Anlegen neuer Gärten und der händischen Lese in Steillagen können Gerhard Wohlmuth und sein Sohn Gerhard Josef lange erzählen. Für den Konsumenten, der das Ohr dafür hat, formt sich ein Bild. Für solche Gemüter, die in der U-Bahn Kopfhörer tragen, gleichzeitig Zeitung lesen und essen, wird das leider nichts. Doch die Markanz der steinigen Böden dringt selbst zu denen durch – so lange sie eine Zunge besitzen.
Noch dazu, wenn wir von den Weinen des vergangenen Jahres reden, besonders den Sauvignon blancs, die 40% der Sorten im Fresinger Weinbaubetrieb stellen. „Die Trockenheit prägte 2013„, erläutert Wohlmuth jun. den Jahrgang, der Bodenton sei sehr prägnant, „weil die Wurzeln sich tiefer ins Erdreich gruben„. Somit verstärkt sich die ohnehin bodengeprägte, würzige Art noch etwas. Diese Einschätzung spiegelt auch die Kostnotiz wider, die dem Sauvignon Blanc aus der Lage Steinriegl gilt: „Stein-Ton, fast Flint“ endet die Beschreibung seines Dufts, in dem sich neben der markanten Mineralik auch grüne Banane und Sesam findet. Am Gaumen strukturiert dieser Wesenszug den jugendlichen Sauvignon sehr schön; kraftvoll und nach gelbem Apfel wie auch leicht angeschlagener Marille schmeckend, hat er einen animierenden Zug und macht Laune, ohne irgendwann leichtgewichtig zu wirken.
Noch als Fassprobe kredenzte man den Wein, der das alles noch um eine Drehung verschärfte: Der Sauvignon Hochsteinriegl wird mit etwas Luft sortentypisch nach Cassis riechen, dafür brennt er ein Tischfeuerwerk an Gerüchen ab, Zitronenmelisse, kühler Schiefer, grüne Oliven und immer ein mineralischer Zug, der sich im ersten Schluck dann in echt Salzigkeit verwandelt. Saftig wie Zitroneneis, dazu eindeutig als Sauvignon zu erkennen und letztlich von einer Eleganz, die darin besteht, diese verschiedenen Aromen bereits jetzt zusammenverwoben zu haben. Ein Wein, den man einlagern sollte.
Denn die Zukunft solcher gelungener Jahre führte ein in der Magnum gereifter Steinriegl des Jahrgangs 2001 vor. Zunächst unruhig im Duft, der an Geselchtes und Klee erinnerte, aber auch deutliches Petrol aufwies, zeigte sich der altersmild am Gaumen wirkende Wein vielschichtig und auf den Punkt gereift. Stachelbeere, dazu eine insgesamt erstaunlich frische, grüne Art, wieder denkt man an Klee, aber auch Kiwi, ehe am Ende ein Punkt deutlich wird, den man in der ersten Verblüffung fast übersehen hätte. Ein ganz feienr mienralischer Zug sorgt hier für das Leben, das die Säure nicht mehr geben kann nach 13 Jahren und trägt den Sauvignon in den Abgang.
Und wo wir schon beim „Steinriegl“-Loben sind, sei auch der Gelbe Muskateller Privat erwähnt. Der Süßwein, genauer gesagt eine Auslese mit 13,5 Volumsprozenten, duftet nach Kürbis in Reinkultur und zwar nach Muskatkürbis, denn auch zarte nussige Würze, vielleicht auch an Cashew erinnernd, spürt man. Die „hard spice“-Sammlung wird am Gaumen aber noch erweitert, Gewürznelke, Zimtrinde gesellen sich zu den Fruchtaromen wie Pfirsich und „Golden Delicious“, müssig zu sagen das der gerade herrlich anzutrinkende 2011er natürlich ebenfalls über ein mineralisches Rückgrat verfügt. Steinriegl eben. Oder besser: Wohlmuth.
Bezugsquelle:
Wohlmuths Sauvignon blanc „Steinriegl“ 2013 ist um EUR 16,10, erhältlich, der „Hochsteinriegl“ 2013 um EUR 27,80 und der Gelbe Muskateller Privat 2011 um EUR 20,60; alle jeweils ab Hof: www.wohlmuth.at