Bernhard Schauer und sein Bruder Stefan haben die Rollen klar verteilt. Als Winzer und Kellermeister agiert Stefan in Kitzeck, das Marketing „schupft“ Bernhard. Der Mann am kleinen Foto unten macht seinen Job gut. Denn von vielen Seiten prasselten die Empfehlungen auf uns ein: Die machen einen ganz eigenen Riesling. In der Südsteiermark, nicht an der Donau! Und – even more shocking! – im deutschen Stil. Also alkoholarm, aber balanciert und mit einem Zuckerspitzerl, das hierzulande seit Anno Glykol verpönt ist wie nur. Anders gesagt: Wer sonst lässt den alten Weinstil „Kabinett“ südlich von Mosel, Saar und Ruwer aufleben?
Das muss man heute schon erklären (oder dem Google-Finger überlassen). Schöne Reife von mindestens 17 Grad Klosterneuburger Mostwaage (KMW), bis zu neun Gramm Restzucker und nicht mehr als 13% Alkohol sollte diese erste Prädikatsstufe von alters her aufweisen. Bei den Schauer-Brothers aber bringt der Steillagen-Riesling mitunter nicht mehr als 9% Alkohol mit, dafür eine leichte Süße und die klirrende Frische der Sausaler Weinberge. So lobten sie und das Lob der Schauers prasselte lange auf uns ein wie der namensgleiche Regen. Doch endlich, endlich, kamen sie nun ins Kostglas die Kitzecker Weine für den „deutschen Gaumen“. Dafür auch gleich in drei Jahrgängen.
Doch nicht immer geht sich der Stil des Vorbilds aus. Der 2015er Gaisriegl zum Beispiel erinnert mit seinem leichten Duft nach Sauvignon blanc (gelbe Paprika mischt sich mit Nektarine) an den steirischen Herkunftsort. Schmelzig ist dieser Riesling der Schauers, aber der letzte Sortenausdruck geht zugunsten eines saftigen, süss-sauren Weins, der mit seinem Paprika-Ton wie eine flüssige Peperonata wirkt. Doch das Sausal kann auch Rheingau, da haben die Auguren nicht übertrieben. Kommt erst der Riesling „Gaisriegl“ 2013 ins Glas, der wie der 2015er auch eine Zeit im grossen Holzfass hinter sich hat, erkennt man die Vorliebe der Winzer.
Präzision signalisiert der durch und durch mineralische Duft, der weniger süße Frucht mitbringt. Eindeutig landen wir hier beim Riesling; der Weingarten-Pfirsich und ein zarter Salzhauch im Abgang sorgen für Trinkspass, inspired by Germany. Und man darf bereits Vorfreude aufkommen lassen: Der 2016er Gaisriegl, der den schönen Stilzusatz „Kabinett“ trägt, ist zwar noch äußerst verhalten im Duft. Lediglich ein Mix aus diversen Zitruszesten läßt sich im aktuellen Jahrgang der Sausaler Riesling-Boys erschnuppern. Der Kostschluck hingegen bringt rasch jenes Zusammenspiel von Süsse, Saftigkeit und Säure auf den Gaumen, das wir hier gerne „Fruchtpikanz“ nennen. Die Signatur der steirischen Steillagen ist jedenfalls bereits schmeckbar – mit Salzzitronen-Würze klingt der Riesling 2016 aus. Offenbar gibt es auch eine unterirdische Verbindung nach Marokko (und nicht nur an die Mosel).
Bezugsquelle:
Weingut Schauer, Riesling Gaisberg „Kabinett“ 2016 ist um EUR 15 (0,75 Liter-Flasche) ab Hof bzw. im Webshop erhältlich, www.weingut-schauer.at