Es geht nicht ins Chianti, nach Bolgheri oder Montalcino. Das Weingut Badia di Morrona liegt zwar auch in der Toskana, aber in einem weitaus weniger bekannten Eck‘ zwischen Pisa und Volterra. Seit 1939 widmen sich die Conti Gaslini Alberti am Fuße von Terricciola, einem Hügel-Dorf im alten Etruskerland, dem Weinbau. Eines ähnelt aber der jüngeren toskanischen Weingeschichte, für die andere Adelsfamilien (die Marchesi Incisa della Rocchetta oder ihre Cousins, Marchesi Antinori) stehen: Auch Duccio Gaslini Alberti war als der große Modernisierer des 110 Hektar-Weinguts der Meinung, dass man den lokalen Sangiovese – er stellt 60% der Rebfläche – mit internationalen Rebsorten ergänzen sollte.
So erinnert sich Filippo Gaslini Alberti, der mit seiner Schwester Alessandra die aktuelle Generation der gräflichen Familie darstellt: „Im Laufe der Zeit verstanden wir immer besser, welche Lagen für die einzelnen Rebsorten geeignet waren“, so der Conte zur Entwicklung von Badia di Morrona, ursprünglich ein Klosterbesitz aus dem 11. Jahrhundert. „Heute sind wir stolz darauf, uns auf drei Weine konzentriert zu haben“. Neben reinsortigem Sangiovese („VignaAlta“) und der Bordeaux-Cuvée „N’Antia“ ist das der Syrah namens „Taneto“. Er feiert heuer sein 20 Jahr-Jubiläum und wird je nach Jahrgang mit einem Hauch oder ein bisschen mehr an Sangiovese und Merlot gefüllt.
Rund 20.000 Flaschen, für italienische Kellereien eine vernachlässigbare Größenordnung, werden von diesem Rotwein erzeugt. Die Trauben dafür liefert ein Weinberg, der reich an Fossilien, also Muschelkalk, ist. Ein Jahr im Barrique sind der Standard, vom Sangiovese-Anteil reift ein Teil in großen Fässern (2.500 Liter). Zum Vermählen gibt man auf der Tenuta die Weine in Zementtanks, ehe die obligate Flaschenreife – bei Badia di Morrona sind es zehn Monate – anschließt. So weit die Eckdaten einer nahezu klassischen italienischen Weinbereitung, wenn auch mit einer ungewöhnlichen Sorte als Schwerpunkt. Wie aber schmeckt der aktuelle Jahrgang 2021 des „Taneto“?
Nun, die Frucht des 2021er Syrahs zeigt eine dahinströmende Art, die alle Aromen in Rot taucht: Walderdbeeren, rotschaliger Apfel und Preiselbeere sind zu riechen. Wobei letztere die sonnige, nicht die bittere Seite zeigen. Die fließende Art bringt der „Taneto“ auch am Gaumen ein, hier sind es drei Akte, die sich unterscheiden lassen, wenn man den herrlichen Trinkfluss analytischer betrachtet. Erst kommt erneut die Beerenfrucht in reifer, rotfruchtiger Vehemenz zum Einsatz, ehe der fossile Kalkboden eine unverkennbar säurig-frische Note einbringt. Sie liegt über der sortentypischen Würze des Syrah, die sich erst in der dritten Geschmacksphase durchsetzt.
Dann verbinden sich die Kräuter-Noten mit dem Gerbstoff, was im Nachklang wieder zum Ausgangspunkt, dem Duft nach Preiselbeere, führt. Denn jetzt begleitet diese Frucht auch ein herber Beiklang. Er gibt auch die Lagerempfehlung für diese gute gemachte Cuvée für alle Tage ab: Drei Jahre sollte man noch warten. Dann sind die Gerbstoff-Noten so weich, wie es die Früchtesammlung aus den toskanischen Wäldern bereits jetzt ist.
Bezugsquellen:
Badia di Morrona, „Taneto“ Toscana Rosso IGT 2021 ist um EUR 14,- im Webshop des toskanischen Weinguts erhältlich, https://shop.badiadimorrona.it