Dass sich der Sattlerhof als einer der bekanntesten Betriebe der Südsteiermark im Umbruch befindet, war hier ja schon zu lesen. Im Restaurant ist Tochter Anna zurück, am Weingut hat man mit Jahrgang 2021 die ersten zertifizierten Biodynamie-Abfüllungen vorgelegt. Mit Andreas und Alexander Sattler lassen sich vor allen die Nuancen des Sauvignon Blanc und seiner unterschiedlichen Böden bestens besprechen und verkosten. Das beginnt bereits beim Gebietswein, der zu 70% aus einer Lage, dem Kapellenweingarten, stammt. Unverkennbar kommt die grünkräutrige Frische des 2021ers mit Zitronenmelisse und Grüner Paprika in der Nase durch. Fruchtig und mit einem Freude verbreitenden Geschmack von Schwarzem Johannisbeer-Gelée kommt der Sauvignon auf die Zunge.
Das stellt einen feinen Start dar, doch wir sind ja noch nicht einmal auf der Ortsweinebene. Sie repräsentiert im Glas der „Gamlitzer“ 2021. Er duftet nach dem Boden, von dem er stammt – nämlich kalkig wie Tafelkreide. Zumindest anfangs, ehe die nahezu cremige Ausprägung von Cassis das Zepter übernimmt. Auch hier spielen Lagen (Kranachberg, Pfarrweingarten) eine Rolle. Zudem bringt man diesen Ortswein bewußt spät – soll heißen: erst im September – auf den Markt. Somit ist der aktuelle „Gamlitzer“ auch am Gaumen schon eine gerundete Version eines „SB“ – man denkt an Brombeer-Konfitüre, aber auch pikante Noten sorgen im Nachklang für einen überraschend wertigen Auftritt. Brennnesseln und auch etwas geriebene Nüsse peppen dieses Finale auf.
Wie sehr die Lage über den Rebsorten steht, zeigt Alex Sattler dann mit dem Doppelpack aus dem Kapellenweingarten. Langfristig soll es wohl auch ein Weißwein werden, was derzeit noch als Morillon und Sauvignon getrennt gefüllt wird. In der Tat sind die Eindrücke der so unterschiedlichen Sorten in punkto Geruch eng beisammen. Sehr kühl, mit verhaltenen gelben Früchten wie Kaktusfeige und Sternfrucht, lassen sich beide Jahrgänge 2020 an. Der Sauvignon blanc schillert leicht mit Passionsfrucht, der Chardonnay wiederum kann mit etwas Grapefruit punkten. „Ich stelle mir da immer einen schroffen Felsbrocken vor“, formuliert es Sattler, der diese Weine seine „alpinen“ Füllungen nennt.
Das mag hoch gegriffen scheinen, erklärt sich mit einem weiteren „SB“ im Glas aber aus dem Kontrast besser. Denn der 2020er Kranachberg ist da eine andere Nummer. Das Gewicht liegt hier auf der Frucht, einer so satten Johannisbeer-Note, dass man unwillkürlich an „Grether’s Pastillen“ denkt. Zwar steigt auch kühler Rauch in die Nase, spätestens in der zweiten Lesung – da ist dann Maracuja präsent – gehört das Feld der Fruchtigkeit des Sauvignons. Das bleibt auch im Mund so: tropenfruchtig mit Passionsfrucht und jugendlicher Ananas lässt sich die Sorte klar erkennen. Doch der Kranachberg 2020 hat auch eine andere Seite. Engmaschig und mit einem noch gut stützenden Gerbstoff klingt dieser Weißwein aus. Ein wenig zuwarten sollte man hier noch können –dann wartet ein balancierter, raffinierter, aber keineswegs „verkopfter“ Sauvignon Blanc.
Noch ein wenig Ruhe gönnt man am Sattlerhof dem „Trinkaus“, einer historischen, steilen Südlage. Diese Rarität erweist sich als Angebot für alle, denen der Sauvignon Blanc generell zu „laut“ ist. Denn dieser 2019er erinnert mit seinem Duft nach Papiernuss, gelber Kiwi und Lindenblättern eher an einen Weißburgunder. Etwas Limette sorgt für einen fruchtigen Touch, doch auch der schreit nicht gerade „SB“!
Im Mund beginnt der erst im Mai 2023 erhältliche, limitierte „Trinkaus“ saftig; die gelben Früchte, Reineclauden vor allem, werden von etwas traubigen Noten begleitet. Final zeigt sich die kreidige Granulierung des Kalkbodens, die von einem gerbstoffigen Grip und erneut nussigen Tönen abgerundet wird. Ein Versprechen in jedem Fall: Wein für die Zukunft, geerdet in altem Boden!
Bezugsquelle:
Sattlerhof, Sauvignon blanc Südsteiermark DAC 2021 kostet EUR 12,50, der Gamlitzer ist um EUR 16,50 zu haben, während beide „Kapellenweingarten“ 2020 – Morillon und Sauvignon – um EUR 26 erhältlich sind. Der „Kranachberg“ 2020 wiederum kostet EUR 46, alle ab Hof bzw. im Webshop, www.sattlerhof.at