Die Geschichten, warum Winzer beim alkoholfreien Angebot mitmischen, ähneln sich meistens. In diesem Fall war es die Schwangerschaft von Juste Sattler, die schmerzlich bewußt werden ließ, „dass es zwar viele alkoholfreie Alternativen gibt, aber wenig, was sich als unkomplizierte Weißwein-Alternative eignet“. So berichtet es Andreas Sattler, der gemeinsam mit Bruder Alexander zu tüfteln begann. Denn das neue Getränk vom renommierten Sattlerhof sollte auch wenig Zucker aufweisen und frei von Kohlensäure sein. Auch Koffein und damit die Verwendung von Tees schied aus.
„Wir haben viele Varianten in der Familie verkostet“, ehe man sich nach zwei Jahren auf eine Rezeptur verständigt hatte. Die Lösung kam zum einen aus der eigenen Präparate-Praxis, denn Auszüge von Kräutern wie Linde, Schafgarbe oder Brennnesseln gehören zur biodynamischen Arbeitsweise, mit der die Sattlers ihre Rieden bewirtschaften. Die fruchtig-säurige Art eines Weißweins steuerte dann eine alte Quitte-Sorte bei. Und der Name stand angesichts der Ideengeberin ohnehin fest: „Justė“ war geboren. Und den Praxistest im Restaurant erledigte dann der Schwager. Top-Sommelier Thomas Ferrand serviert die alkoholfreie Abfüllung im Genißer-Restaurant Sattler zu Weißem Spargel mit Kaviar und Löwenzahn, „er würde aber auch hervorragend zu Bachforelle mit Schnittlauch und Einkorn“ passen“. Monsieur Ferrand lobt am neuen Getränk die „florale Note sowie die Frische der Quitte“. Und das lässt sich natürlich nachkosten.
Das unfiltrierte Hell-Orange ist bereits ein angenehmer Farb-Ton. Für die Nase hat „Justė“ eine Mischung aus Gelben Tomaten, Guave und Birnen-Quitten zu bieten. Der trockene Eindruck ist auch am Gaumen sofort zu merken – hier wurde kein Zucker zugesetzt! Angenehm kühl wirkt dieser Schluck, in dem sich feine Säure von Ribisln mit herberen Eindrücken von Hagebutte und ein wenig Sanddorn zu vermengen scheinen. Die Würze von Schafgarbe und Co. ist definitiv da, sie bleibt aber ohne einen Kräutertee-artigen Eindruck.
Das ist erfreulich, denn so kommt im Hall wieder dieser leicht pikante Gemüse-Touch zum Tragen: Gelbe Tomate trifft auf Paprika aus einer „Peperonata“. Pur eignet sich die Sattlerhof-Kreation in der Tat als Speisenbegleiter, auch zu schwierigeren Kandidaten wie Salat. Für den Sommer wäre aber ein Schuss Soda die trinkprotokollarische Empfehlung. Weil Schaumwein würde hier den Zweck wohl verfehlen.
Bezugsquelle:
Sattlerhof, „Justė“ ist um EUR 15,50 (0,745 Liter-Flasche) ab Hof bzw. im Online-Shop der Sattlers zu beziehen, www.sattlerhof.at