Man könnte fast von einem Orden sprechen. Denn die Winzer, die reinsortigen Cabernet Franc füllen, sind ein kleines, leidenschaftliches Grüppchen. 74 Hektar Rebfläche oder mickrige 0,2 Prozent aller heimischen Stöcke umfasst der „Cousin“ des weitaus bekannteren Cabernet Sauvignon. Und der Ordenssitz der Ritter von „CF“ wäre eindeutig das Burgenland. Hier finden sich mehrheitlich die Freunde der Sorte, die ampelographisch eigentlich sogar ein Elternteil des Cabernet Sauvignon ist (übrigens auch vom Merlot).
An sich gilt er auch als deutlich würziger und mit weniger Tannin versehener der beiden Cabernets. Aber Undank ist der Reben Lohn und so hat man sich weitgehend damit abgefunden, dass die langsame Reifung ein Problem darstellt. Denn leicht wird die Sorte nicht vollreif und bestraft ihren Weinbauern dann mit einer grünen Aromatik, die einem Sauvignon Blanc gut anstünde, aber eben keinem Rotwein. Sonnen-verwöhnt, wie das Mittelburgenland ebenso wie der Seewinkel ist, lässt man sich dort aber nicht schrecken. Und so sind Deutschkreutz und Illmitz so etwas wie die Hochburgen des Cabernet Franc, wenn es um reinsortige Abfüllungen geht.
Interessanter Weise dreht der Nachteil der Sorte in Zeiten der Klimaerwärmung ins Gegenteil: Denn richtig „breit“ und spannungslos wird der „CF“ auch in heißen Jahren nicht. Seine Kräuternoten bleiben stabil und erfreuen zum Glück auch genug Winzer, dass es diese Rarität weiter gibt. Der Seewinkelhof der Familie Salzl ist eine dieser Pflegestätten und der Ausbau tut ein übriges dazu, den „Premium“ auch zu etwas Außergewöhnlichen zu machen.
Das zeigt das erste Schwenken des Glases, in dem sich der noch jugendliche Jahrgang 2017 in erstaunlich früher Hochform zeigt. Schon die Herkunft der Frucht-Düfte ist unverkennbar: Es sind Brombeeren und Heidelbeeren, die erst allmählich vom typischen Gewürzpaprika der Rebsorte ergänzt werden. Zwischen der dunklen Frucht und dem edelsüßen Paprika macht sich aber auch noch ein dritter Geruch bemerkbar, er erinnert mit seinem herb-säuerlichen Charakter an mürbe Schlehen (nach dem Frost) oder Kornellkirschen.
Damit nicht genug, schwebt über allem ein leichtes Wölkchen von Vanille – immerhin gewähren die drei Generationen Salzl (Heribert, Josef und Christoph) ihrem Cabernet zwei Jahren im kleinen Holzfass. Und zwar ausschließlich in neuen Barriques.
Was viel Druck vermuten lässt und überschießende Holzaromatik, entpuppt sich am Gaumen als samtiger Sir von einem Wein, der das herbe Dunkelfrucht-Spektrum erst einmal in Richtung Dörrzwetschke erweitert. Der Mittel-Teil fällt besonders fein aus;, hier würzt ein wenig Kakaopulver und frische Sauerkirsche den Roten. Süße Schokolade-Töne erweitern das Spektrum in dieser Phase ebenfalls. Aus der erwähnten Weichsel-Note heraus entwickelt sich auch eine beachtliche Säure des 2017ers, die den 14 Volumsprozent gut Paroli bietet. Im Finale verwebt sich diese Jugend mit der strengeren Zucht der Röstnoten. Zusammen sorgt das für ein langes Finish, in dem dann auch noch eine leichte Kräuterwürze (Lorbeer) und auch wieder Paprika zu finden ist. Der Aromabogen schließt sich also!
Bezugsquelle:
Seewinkelhof Salzl, Cabernet Franc „Premium“ 2017 kostet EUR 32 ab Hof bzw. im Webshop, www.salzl.at