Als zweiter Teil der Kost-Eindrücke der heurigen „Wein-Staatsmeisterschaft“ SALON kommen die burgenländischen Kategorie-Sieger zu Ehren. Es ist eine im wahrsten Sinne des Wortes bunte Gruppe. Neben dem Rot der Blaufränkisch- und Zweigelt-Hochburg erstrahlt auch süßes Goldgelb und alternatives Orange im Glas. Während in anderen der 17 ausgezeichneten Kategorien durchaus Überraschungen bei der Herkunft der Sieger möglich waren (Welschriesling holte sich ein NÖ-Weingut, nämlich Michael Wagner aus Prottes), punktete das Burgenland als rote Macht.
Gleich drei von sechs möglichen SALON-Siegern in Rot kamen aus dem Seewinkel bzw. vom Leithaberg. Zwei davon stellen wir hier näher vor. Der Dritte im Bunde wäre Ronny Kiss‘ Blaufränkisch „Jungenberg“ 2018 aus Jois. Dieses Flaggschiff des Betriebs entging uns beim Kosten, es ist – hier die gute Nachricht! – aber noch in Restmengen zu haben.
Kommen wir also zu Konrad Mariels Cuvée „Condre“. Sie zeigte ihre Bestandteile so schön, dass man sie als Lehrbeispiel für angehende Blindverkoster einsetzen könnte. Denn der Blend aus den Sorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot riecht bereits nach Cassis und Brombeeren zugleich. Ein generell dunkler Beerenmix, in dem man noch Heidelbeer-Duft erwähnen könnte, macht hier richtig neugierig. Wird der Wein aus Wulkaprodersdorf am Gaumen Süße zeigen oder doch die herbe Seite? Weder, noch! Denn die klare Kante steuert jene Rebsorte bei, die noch keine Duftspur hinterließ. Der Cabernet Franc ergibt bei diesem 2018er Rotwein eine scharf geschnittene Pikanz, für die es eine treffende Analogie in Form des spanischen Rauchpaprikas „pimentón de la vera“ gibt.
Der Cabernet Franc ergibt bei diesem 2018er Rotwein nämlich eine scharf geschnittene Pikanz, für die es eine treffende Analogie in Form des spanischen Rauchpaprikas „pimentón de la vera“ gibt. Dass man es hier mit ebenso kräftigem Einsatz kleiner Eichenfässer zu tun hat, merkt man, wenn die Espresso-dunkle Art ab dem mittleren Gaumen einsetzt, die aber ebenfalls so röstig ausfällt, dass man bisweilen Kornspitz und Brotgewürze zu schmecken meint. Fazit: Mariels „Condre“ 2018 ist ein Versprechen für die Zukunft – und erwartungsgemäß ausverkauft.
Mit seinem Sankt Laurent aus Podersdorf trug Christopher Perepatics auch ein recht neues Weingut in die SALON-Siegerliste ein. Neff ist der Name hinter Wein Nummer 204, der aber auch schon ab Hof den Namen „Meisterstück“ trägt. Und in der Tat ist er meisterlich: Ein Nerv durchzieht schon den Duft nach Weichseln und Schwarzem Pfeffer.
Dieses vibrierende Element sorgt auch am Gaumen für einen frischen, ja: schon leichtfüßigen Charakter. Viel kirschiger Fruchtcharme, in den aber auch röstige Espresso-Töne grätschen dürfen, ohne dass es das große Ganze stört. Der gemeinsame Nenner wirkt wie Brombeeren, doch den sortentypischen Clou hat sich dieser 2017 St. Laurent für das Finish aufgespart: feinste, aber hoch aromatische Kräuter. Sie tragen den Wein in den Abgang, während sich im Koster-Kopf ein klarer Gedanke formt: Den servieren wir das nächste Mal zum Lamm-Kotelett!
Wild und süß: die weißen Burgenland-SALONisten
Seit dem Vorjahr zeichnet der SALON auch „Alternativweine“ aus, was mit einem etwas unglücklichen Wortlaut vor allem maischevergorene Weißweine, schwefelarme „Naturweine“ (auch so ein Unwort) und alle anderen abseits des weinrechtlichen Korsetts ehren will. Die Sieger werden hier nicht in der Verkostung, sondern durch Nominierung der Fachleute im Pool der ÖWM ermittelt; daher findet sich diese in die Zukunft weisende Kategorie auch unter den „Auserwählten“ des SALON Österreich Wein.
Heuer holte Martin Pasler (kl. Bild) diese Auszeichnung nach Jois. Der Jahrgang (2013) ist so ungewöhnlich wie der Weingarten, aus dem der Chardonnay „Wild“ stammt. In der Lage „Lange Ohn“ mit Blick auf den Neusiedlersee wurden die Reben seit 2008 nicht mehr geschnitten. Doch dem Wildwuchs folgte eine Art Selbstregulierung der Rebstöcke, die kleinere Beeren mit sich brachte. Der Wein verbrachte ein Monat auf den Beerenhäute, ehe er zwei Jahre ins Fass kam. Diese lange Periode sollte mit ihrer bewussten Oxidation gegen den Gerbstoff der kleinen Beeren und des langer Maischestandzeit wirken. So erklärt es Wein-Fuchs Pasler beim Einschenken – und das große Glas lässt die Nuancen dieses satt-orangen Weines erkennen.
Es duftet nach Dörrmarillen, Cashew-Nüssen, Orangenschalen und einem frischen Kräuter-Bouquet. Überaus saftig und dezentem Tannin legt sich der „Wild“ auf den Gaumen – passt so gar nicht zu seinem Namen. Dafür kommen Hagebutten, etwas Honigmelone und salzige Noten (Fenchelsamen und Kapern), vor allem im Abgang, schön zur Geltung. Das schönste Kompliment für diesen mit der Hefe abgefüllten Weißwein des Jahres 2013 aber spricht der Verkoster neben mir aus: „Immer noch zu jung“. Und das stimmt, denn dieser Chardonnay ruht alterslos wie ein Buddha in sich.
Beim „süßen Gold“, den Prädikatsweinen, war es einmal mehr der Seewinkel, der – auch dunkelgelb im Glas – glänzte. Roland Steindorfers 2017er Trockenbeerenauslese (TBA) stammt von der Scheurebe und der Winzer aus Apetlon hat die perfekte Balance auf die Halbflasche gebracht. Der Duft erinnert bereits an Maracuja-Gelée, ist bei aller Süße also auch mit säuerlichen Tropenfrucht-Noten versehen. Die immerhin 280 Gramm Restzucker pro Liter stützt bei dieser TBA eine gute Säure, sie ist für den guten Zug des Süßweins verantwortlich. Geschmacklich finden sich gleich mehrere Steinfrüchte zusammen, am ausgeprägtesten der Pfirsich, der hell und strahlend die anderen Eindrücke überragt. Wie immer kann man nur mit dem Mantra schließen: Trinkt mehr TBA; dort spielt Österreich in der echten Weltklasse!
Bezugsquellen:
Winzerhof Kiss, Blaufränkisch „Jungenberg“ 2018 kostet EUR 32 ab Hof bzw. im Webshop des Joiser Winzers, www.winzerhof-kiss.at
Weingut Mariel, Cuvée „Condre“ 2018 war um EUR 16,80 erhältlich, gilt aber bereits als ausverkauft, www.mariel.at
Weingut Neff, Sankt Laurent „Meisterstück“ 2017 ist um EUR 13,50 ab Hof bzw. im Webshop zu haben, www.neff-wein.at
Martin Pasler, Chardonnay „Wild“ 2013 kostet EUR 46 ab Hof bzw. im Webshop, www.pasler.com
Weingut Steindorfer, TBA Scheurebe 2017 kostet EUR 19 (0,375 Liter) ab Hof, www.weingut-steindorfer.at