Nach weißen Entdeckungen des heurigen SALON Österreich Wein geht es in Teil 2 mit Rot weiter. Und hier sind natürlich die wichtigsten Sorten des Landes Gradmesser für die aktuelle Qualität. Und auch für ein Umdenken. Denn aufmerksame Beobachter werden entdeckt haben, dass das Synonym „Rotburger“, unter dem der später NS-verstrickte Züchter Fritz Zweigelt seine Kreuzung ursprünglich führte, auch im Titel dieser (mengen-mäßig wichtigsten) Kategorie angeführt war.
Die besten zwei Weine unter den Zweigelts stellten für uns der 2016er Reserve der Ried Schüttenberg von Philipp Grassl dar. Der Carnuntumer, Falstaff-Winzer des Jahres 2018, bringt Weichsel, Vanille und Schokokuchen-Noten zusammen, dass man beim Kostglas unweigerlich an „Schwarzwälder Kirsch“ denkt. Fruchtbetont und mit zartem Tannin, ist das ein Zweigelt, der leichtfüssig wirkt. Die von vielen weniger geschätzte Säure dieses Weins mit der schönen Amethyst-Rand-Aufhellung stellt sich erst ganz hinten am Gaumen ein. Davor gibt es reichlich Kirsch-Frucht, die in den besten Momenten an einen balancierten St. Laurent erinnert.
Hibiskus, Heidelbeere und Biskuitroulade – das schrieben wir zu einem anderen Zweigelt und es sind ungewöhnliche Aromen für einen Rotwein. Doch der aktuelle „Schwarz Rot“ von Hans und Michael Schwarz zeigt einmal mehr den rückläufigen Holzeinsatz des Duos. Saftige, dunkle Beeren leiten den ein am Gaumen ein, er ist dicht, aber nicht mächtig. Dieser 2016er der Andauer Zweigelt-Liebhaber bringt neben Brombeeren und schwarzen Oliven auch eine betonte Bitterschoko-Note mit. Wenn man so will, klart es hinter dem Tannin-Horizont aber auch wieder auf. Denn im Finish zeigt sich der kaum gefüllte Wein schon recht zugänglich. Ein bisserl Geduld sollte man aber mit ihm noch haben, da kommt noch mehr. Aber: Feine Klinge aus dem vermeintlich „fetten“ Seewinkel. Mit 13,7% Alkohol ist auch der Alkohol vergleichsweise niedrig und unterstützt den neuen Stil.
Dass der Blaufränkisch-Sieger aus dem Burgenland kommt, überrascht wohl wenig, es war das Weingut Hahnekamp-Sailer, das sich mit einem 2015er durchsetzte. Der „Best Creation“ mit seinen 14,9% Alkohol und in Reservequalität gefüllt, bringt eine intensive Sauerkirsch-Nase mit. Auch Milchschokolade und schwarze Olive leiten einen sortentypischen Rotwein ein. Herb und mit einem animierenden Bitterl zeigt sich der Großhöfleiner auch am Gaumen; hier erinnert das ehr gut eingebundene Holz an Lorbeer, Valrhona-Schokolade, Kornellkirschen und schwarzen Pfeffer. Ein großer Wurf, gemacht für die lange Strecke – und gegen manche Prestige-reiche Cuvée in Rot auch im Preis interessant!
Und wenn es schon um Cuvées geht, dann sei das Trinkerlebnis dieser Kategorie nicht verschwiegen: Albert Gesellmann wurde von den Fachjournalisten nominiert, sein SALON-Beitrag war der 2013er „G“. Dieser Blend bringt die würzigen Aromen von grünem Speck, schwarzem Pfeffer, Kakaopulver und Sauerkirsche zusammen. Der tief-dunkle Rotwein aus Deutschkreutz mit seinen 15% erinnert am Gaumen an Assam-Tee und herbe, rote Früchte („Dirndln“), das lebendige Spiel zwischen Säure und Würze sorgt bei aller Intensität für einen gut zugänglichen Wein. Der erste Höhepunkt soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier noch eine lange Strecke vor dem Flaggschiff Gesellmanns liegt: Einer der ganz großen Rotweine des Landes, nicht mehr und nicht weniger!
Bezugsquellen:
Philipp Grassl, Zweigelt „Schüttenberg“ 2016 ist um EUR 23,80 im Webshop bzw. ab Hof erhältlich, www.weingut-grassl.com
Weingut Schwarz, Zweigelt „Schwarz Rot“ 2016 ist um EUR 44,90 ab Hof erhältlich, www.schwarz-weine.at
Weingut Hahnekamp-Sailer, Blaufränkisch „Best Creation“ 2015 ist um EUR 16 im Webshop bzw. ab Hof zu kaufen, www.hahnekamp-sailer.at
Weingut Gesellmann, Cuvée „G“ 2013 kostet EUR 59,50 beim Weinhandel Wild, http://www.weinhandel-wild.at/oesterreich/mittelburgenland/weingut-gesellmann/