Das Kostglas kommt nicht zur Ruhe – und das ist gut so! Denn der Vorgeschmack auf die Rotweintage der mittelburgenländischen Gemeinde Neckenmarkt geht weiter. Stand in Teil 1 der trinkprotokollarischen Auslese aus dem Angebot der 13 teilnehmenden Winzer der Blaufränkisch (what else?) im Mittelpunkt, kamen nun die Blends mit der Paradesorte des Ortes ins Glas.
Für „Weinkönner“ empfiehlt etwa Hans-Jürgen Hufnagel seine Cuvée „Nexus“, die neben Blaufränkisch auch Cabernet Sauvignon und Merlot aufweist. Und dieser Wein aus dem Jahrgang 2017 öffnet sich nicht nur gerade, er zeigt auch das „Mehr“ an, dass weitere – meist internationale Rebsorten – dem Lokalregenten mitgeben. Wobei auffällt, dass man den „BF“ gerne auch erkennen soll, Holzeinsatz wie in früheren Jahrzehnten ist dem Stolz auf diese Sorte gewichen. Auch der „Nexus“ entlässt gleich einmal einen vertrauten Duft des Blaufränkisch erkennen: Kirsche ist sofort da, in diesem Falle weniger die säurige Weichsel, sondern eine, wohl vom Merlot-Anteil unterfütterte, fruchtsüße Version. Mitunter kommt auch die Brombeer-Nase dieses Cuvéepartners durch, doch in Summe ist klar der Blaufränkisch ton-angebend.
Am Gaumen darf dann auch der Syrah mitspielen; er sorgt für Würze, die sich in Form nussiger und auch zart erdiger Noten zeigt. Das Mundgefühl sollte man noch erwähnen, denn es ist ein samtig-runder Eindruck, der gleich zeigt, dass Hufnagels „Nexus“ auch als Essensbegleiter seine Meriten hat. Geschmortes, gerne auch Wild, passt zu diesem angenehmen, aber (dank Blaufränkisch!) nie zu breiten Wein.
Ebenfalls eine Cuvée picken wir beim Weingut und Schenkhaus Racz heraus. In der beliebten Schank von Wolfgang Racz kann man sich auch die Geschichte des Fahnenschwingers erzählen lassen. Fürst Nikolaus Esterházy spendete seinen Mitkämpfern gegen die anrückenden Türken und Ungarn die Ehrenfahne, die jährlich im Mittelpunkt eines Volksfests steht. So manchen Flaschenhals ziert diese Neckenmarkter Besonderheit auch heute. Doch zurück zum Wein der Familie Racz, der den schönen Namen „Sorelle“, Schwestern, trägt. Kirschfarben tanzt der Wein aus dem Schenkhaus im Glas und auch im Duft stellt sich sofort ein Weichsel-Ton ein. Begleitet wird er von frischem (!) Thymian und grünen Oliven, die für den würzigen Anteil dieser Cuvée stehen.
Denn in diesem Falle wurde Blaufränkisch mit Syrah und Cabernet Sauvignon kombiniert. Der 2018er „Sorelle“ schiebt auch gleich ordentlich an am Gaumen: Ein feiner, säuriger Nerv begleitet Einlegekirschen und Nougat von Beginn weg. Die würzige Seite – plus ein noch jugendlicher Gerbstoff – erscheinen im Finish wieder. Zarte Espresso-Noten plus ein Alzerl Eukalyptus (die Geschmacksspur des Syrah!) verbleiben als letzter Gruß an uns.
Wie das Leben so spielt, hat Josef Tesch auch einen Wein zu bieten, den wir beim vorjährigen Besuch im Weingut (hier nachzulesen!) nicht im Detail beschrieben haben. Was sich nun herrlich nachholen lässt, zumal der „Titan“ auch eine der bekanntesten Neckenmarkter Cuvées darstellt. Aktuell wird der Jahrgang 2018 verkostet. Und man kann es nicht anders sagen als „da spielt es sich ab in der Nase“! Kokos-Stangerl und kandierte Veilchen, dazu eine tief reichende, dunkle Beerenfrucht (z. B. Brombeere) stehen auf der Haben-Seite. Feine Säure am Gaumen und ein sortentypischer Antritt geben den Blaufränkisch-Anteil preis.
Die Partner in dieser Cuvée Teschs (links im Bild) sind Cabernet Sauvignon und Merlot, was sich vor allem im üppigen Mitteilteil zeigt. Flüssiges Nougat kleidet hier den Gaumen aus, vom „Cab“ kommen auch würzige Töne. Etwas gerösteter Kaffee und reife Weichseln sorgen selbst im Finale noch für viel Druck bei diesem „Titan“. Vor allem unterstreicht der 2018er damit auch, dass er noch ein langes Leben vor sich hat [falls er nicht bei den Rotweintagen getrunken wird]!
Bezugsquellen:
Weingut Hufnagel, Cuvée „Nexus“ 2017 ist um EUR 14,50 ab Hof bzw. im Webshop erhältlich, www.weingut-hufnagel.com
Weingut Racz, Cuvée „Sorelle“ 2019 ist um EUR 12 ab Hof bzw. im Online-Shop zu erwerben, www.weingut-racz.at
Weingut Tesch, Cuvée „Titan“ 2018 kostet EUR 35 ab Hof bzw. im Webshop, www.tesch.at