Wenn es um irischen Whiskey – den mit dem „e“ geht – dann bedeutet das in den meisten Fällen „Irish Blended Whiskey“. 85% der Produktion der Grünen Insel macht dieser Typus aus, der aus Grain und Malt Whisky besteht. Schlau, wie die Iren sind, haben sie sogar gestattet, das nur „Irish Whiskey“ am Etikett stehen kann. Damit ist das unter Single Malt-Fanatikern verpönte Wörtchen „Blended“ verschwunden. Und doch sind es die sanften Whiskeys à la Jameson, denen all die neuen Brennereien Irlands nacheifern. Jameson war der Welterfolg, der für ungewöhnliche Wachstumsraten im Spirituosensektor sorgte. Doch auf dem gleichen Brennereigelände im County Cork entsteht auch Redbreast.
Diese Marke aus Midleton ehrt einen ganz anderen Brenn-Stil. Er entstand noch unter britischer Herrschaft als Protest gegen die Besteuerung des Gerstenmalzes. Der „Single Potstill“ kommt mit nur 30% an gemälzter Gerste aus. Der Rest bleibt „rohes“ Getreide, wobei man klassisch die Gerste auch um andere Sorten erweiterte. Vor allem Hafer sorgte gerne für ein weicheres Profil dieses genuin irischen Stils. Zumal hier die ungemälzten Getreide nicht in der Kolonne destilliert werden wie bei den Single Grains für Blended Scotch oder Irish Blended Whiskey. Gebrannt wird in der Potstill und damit hat man auch deutlich „schwerere“ Brände aus dem billigeren Rohstoff erzielt. So hielt es der Ahnherr von Redbreast, die einst mächtige Brennerei Gilbey’s, zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Heute setzt man auf 60% gemälzte Gerste, was den Single Potstill rechnerisch näher an einen Single Malt rückt. Das Ergebnis behandelt man in Midleton auch wie einen solchen und lässt ihm Reifungen in Sherry zuteilwerden. Wie das schmeckt, haben wir hier seinerzeit nach dem Besuch in der Destillerie festgehalten. Vor allem der 12 Jahre gereifte Whiskey aus den „Lustau“-Sherry-Fässern war damals ein Highlight. Und es gab zwar einen 15 und 21 years, aber nichts dazwischen. Was nunmehr „korrigiert“ wurde. Womit die Spannung natürlich da war: Wie würde der „18 years old“ schmecken?
Zumal man bei der Marke mit dem Rotkehlchen in diesem Fall eine Kombination aus Sherry- und Portwein-Fässern eingesetzt hat. Allerdings ist es kein Oloroso Sherry oder der ganz süße P.X., der die Fässer zuerst benetzte. In Irland hat man sich für ehemalige Cream Sherry-Gebinde entschieden. Ein Teil des neuen Whiskeys reifte in ehemaligen Ruby Port-Fässern. Am Ende kamen beide Chargen zusammen, um eine letzte Reifung zusammen in den sherry butts der Fassbinderei Antonio Páez Lobato erfolgte.
Diese Kombination aus einem vergleichsweise langen für einen Irish Whiskey und den weinig-süßen Vorbelegungen lässt erneut eine tolle Mischung entstehen. Es mag ein Zufall sein, dass wir tags zuvor eine wunderbare Praline mit Himbeere genossen haben. Doch genau dieser Konfekt-Duft ist es, der den „18 years“ in der ersten Nase ausmacht. Im Duftbild folgen kandierte Kirschen und getrocknete Früchte, darunter Rosinen. Am Gaumen hat man es mit einem sanften Typ zu tun, da können noch so groß die „46% vol.“ am Etikett stehen. Allerdings dürfte der nach Trockenfrüchten und stützender Holz-Würze schmeckende Whiskey auch nicht weniger Kraft haben. Dann wäre er zu süß.
So aber erkennen alle Redbreast-Fans Fortsetzung der Lustau-Abfüllung mit anderen Mitteln! Wohltuend lange bleibt der Nachklang von Feigen und Jaffa-Cakes auf der Zunge haften. Und wie langsam schmelzende Schokolade – eine Konstante dieses neuen Leckerbissens – gleiten all diese Geschmacksnoten dann langsam die Kehle hinunter. Für den nahenden Advent darf man diesen Whiskey gerne kredenzen, er hat etwas Wärmendes, Süßes und Festliches. Sehr gelungen!
Bezugsquelle:
Redbreast, 18 Years Old Irish Whiskey kostet EUR 164,90 (0,7 Liter-Flasche) beim Versandhandel Weisshaus, www.weisshaus.at