Alle zwei Jahre lässt sich Hendrick’s Gin-Brennmeisterin Lesley Gracie Neues einfallen. Nach dem dunkel-fruchtigen „Orbium“, dem verspielten „Midsummer Solstice“ und dem maritimen „Neptunia“ (hier beschrieben) steht nun „Flora Adora“ als Sonderedition in den Regalen. Wie stets beim leicht verrückten Steampunk-Gin aus dem schottischen Girvan, hat man auch hier eine Interpretation aus der Natur geholt, diesmal sind es die Schmetterlinge. Nachdem man sie schwer destillieren kann, hielt man sich an besonders markante Blühpflanzen, mit denen man eine geschmackliche Hommage ans Pflanzenreich erarbeitet hat.
Das florale Element will und kann dieser Gin nicht verleugnen und es sind persönliche Angstgegner des Trinkprotokollanten dabei! Denn die Nase ist in der Tat ungewöhnlich und erinnert in ihrer Intensität an „Orbium“ mit seiner Lotosblumen-Note. Hier allerdings sind es Rosen, frisch aus einem Duftsäckchen gezupft, Lavendel und Zitronen (konkret das „Albedo“, der weiße Teil), die blumig-intensiv vorlegen. In Schottland würde man wohl sagen „not for the faint-hearted“, denn der Lavendel und die Rose geben ordentlich Stoff, auch wenn die Blumen-Botanicals des „Flora Adora“ offiziell geheim sind.
Hinter diesem Breitband-Blumenduft aber meldet sich klar der Wacholder. Wie wir seit unserem Besuch im „Cabinet of Curiosities“ wissen (hier nachzulesen), verbindet Lesley Gracie ja einzelne Destillate. Daher ist bei aller floralen Art auch klar der Gin-Charakter zu erkennen. Am Gaumen sind es zunächst sehr fruchtige Anklänge, die man spürt. Wobei vor allem das viskose Mundgefühl zu loben ist, das eine reichliche Zutatenverwendung vermuten lässt, aber auch die Meisterschaft von Miss Gracie zeigt. Denn auch hier schwingt immer Wacholder mit, auch wenn er nicht die erste Geige spielt. #
Vielmehr gehen Brombeeren der eher säurigen Art von einem himbeer-igen Mittelteil aus in die blumige Welt über. Die Rosen-Note erinnert hier an Pfingstrosen, aber auch kandierte Veilchen sind im pur verkosteten „Flora Adora“ präsent. Wie immer geht es aber um das Zusammenspiel mit Tonic Water. Und hier zeigt sich die technische Meisterschaft. Denn ein Gin, der mit zumindest zwei Teilen des Fillers aufgegossen wird, muss pur fast „too much“ sein, damit aromatisch etwas überbleibt. In diesem Falle sind es klare Blumen-Noten, die man schmeckt.
Wer damit ein wenig fremdelt, kann mit Gurkenscheiben für einen Gegenpart sorgen. Doch im Gegensatz zu uns gibt es ja jede Menge Freunde eines Blumenstraußes im Glas. Sie werden die neue Sonderedition lieben.
Bezugsquelle:
Hendrick’s Gin, „Flora Adora“ ist um EUR 42,80 (0,7 Liter-Flasche) beim Versandhändler Spirituosenwelt erhältlich, www.spirituosenwelt.at