Das „PB“-Logo, das eine Weinflasche umschließt, kann man als PiriBauer entschlüsseln oder als Piribauer Brüder. Es kann aber auch als Boy-Band gelesen werden, denn Lukas, Michael, Klemens und Anton Piribauer schupfen den elterlichen Betrieb in Neudörfl mit neuem Schwung – das Logo ist das nur das Zeichen dafür. Bis zu einem gewissen Grad braucht diesen Elan auch die ganze Region, denn die Weinbauregion Rosalia ist so etwas wie das Gallische Dorf im „Asterix“.
Ganz Burgenland macht seine DAC-Weine, heißt es oft – nur stimmt’s nicht. Die Freistadt Rust hat sich aus verschiedenen Gründen, die vor der entscheidenden Abstimmung ein Brief zusammenfaßte, gegen den „Leithaberg“ (ehemals als „Neusiedler See-Hügelland“ bekannt) entschieden. Das Mittelburgenland brauchte das Anhängsel im Norden namens „Rosalia“ nicht wirklich, zumal der Sieggrabener Berg nicht nur als Wetterscheide auch eine deutliche Demarkation „vor“ und „hinter“ der Burg Forchtenstein setzt. Und so blieben die Orte Sigleß, Pöttsching, Neudörfl und wie sie alle heißen, zwischen den Stühlen sitzen.
Mehrheitlich im Direktverkauf vulgo Heurigen engagiert und ohne große Bedeutung für Vinotheken und Handel (mit der großen Ausnahme des Weinguts Alfred Fischer/Stöttera), hakten viele Weinkenner unter Anführungszeichen diese Ecke des Bundeslandes ab, ohne zu sehen, daß man sich deutlich weiter-entwickelt hat. Dabei geht es weniger um den „Codex Rosalia“, mit dem man sich trotzig seine eigenen Qualitätsregeln erarbeitet hat, sondern um guten Wein zum leistbaren Preis, der Entdeckungen ermöglicht, die auch abseits der Heurigenschank gute Figur machen.
Dem bisherigen Rotwein-Geheimtipp der Piribauers, dem „Hohen Gieser“ (nicht von ungefähr bis hin zu 9 Liter-Flaschen gefüllt), wurde z. B. ein Weißer gleichen Namens zur Seite gestellt. Es ist ein Chardonnay mit kalifornischen Touch, dessen Reben statt auf Santa Barbara und den Pazifik auf die Leitha-Au und den Pötschinger Hotter schauen.
Typisch buttrig und „fett“, mit einem Duft nach Mango-Gelée und „Stollwerck“-Karamell, kommt der 14,5%-ige Chardonnay aus dem Jahrgang 2013 ins Glas. Saftig und tropenfruchtig wie ein Mango-Lassi ist auch der erste Schluck. Karamell und eine den Gaumen auskleidende Kraft sind zu bemerken – wer Finesse sucht, den läßt dieses Muskelpaket kalt. Wer aber an dieser Aromatik Freude hat, findet hier viel Stoff um wenig Geld.
Doch auch in Sachen Rotwein, einer Domäne des Quartetts, gibt es Bemerkenswertes. Der Sankt Laurent macht seinem Namen als rotes Stiefkind alle Ehre und läßt sich gleich einmal ein bisserl Zeit; anfangs will der Duft nicht so ganz einordenbar scheinen. Mit Zeit im Glas erkennt man Sauerkirsche, viel Thymian und einen Hauch alten Balsamico. Das mit der Säure und der Würze in wechselnder Dosierung zeigt der Piribauer-Rotwein auch im Geschmack: Die saftige Frucht, am ehesten Kirsche, wird von einer satten Dosis Küchenkräuter (auch hier ist der Thymian am vorwitzigsten) begleitet. Grüner Pfeffer läßt sich gegen Ende ausmachen, davor kommt noch eine an Orangenschale erinnende säuerliche Komponente dazu. Ein idealer Wein zu Wildragouts, sagen wir einmal auf die Schnelle. Vor allem macht die würzige Art des St. Laurents Laune und Trinklust. Wenn das die neuen Heurigen-Weine sind, dann auf nach Neudörfl!
Tipp: Alternativ bietet die Weine bis 31. 12. 2015 auch der Pop up-Store Design mit Wein in der Wiener Singerstraße 27 an. Bis 22 h kann dort bei Petra Gamböck nachgekostet werden, was uns so schmeckte (und auch manches nicht-flüsige Weihnachtspräsent entdeckt werden).
Bezugsquelle:
Piribauer Wein, Chardonnay „Hohen Gieser“ kostet EUR 8, der Sankt Laurent 2013 ist um EUR 6 erhältlich, beide ab Hof bzw. im Pop up „Design mit Wein“, www.piribauer.net