Das kleine Fläschchen hat es in sich. Die Altersangabe „26 Jahre“ stand bisher noch auf keinem Whisky, made in Austria. Was Hermann Rogner dem Trinkprotokollanten da aushändigte, ist aber komplexer. Und da reden wir noch nicht vom Geschmack dieses Rarität aus Roiten. Einer der Roggen-Whiskys aus den Anfängen des Waldviertler Tüftlers macht nämlich nur rund die Hälfte des Fassinhalts des „Special Whisky“ aus, wie Rogner diese Single Barrel-Abfüllung taufte.
Der „26 years“ würde nämlich mit einem „17 years“ vermählt, der ebenfalls ein 100%-ger Rye Whisky war. Diesen Blended Malt ließ man dann zusammen zwei Jahre reifen. Und zwar in einem ehemaligen Oloroso-Sherry-Fass. Allerdings einem kleineren als sonst üblich: Das „Quarter Cask“ ergab am Ende gerade mal 180 Liter des „17&26“ oder 360 durchnummerierte Flaschen zu 0,5 Liter. Wer sich mit Fassreifung auskennt, wird die ungewöhnlich lange Dauer des Sherry-Finishs erkennen, aber auch die noch gesteigerte Intensität des „spanischen“ Aromeneintrags durch die kleine Fassgröße.
Doch wie wirkt sich die Formel „lang und klein“ auf den 46,8% vol. starken Roggenbrand aus, der teils bis zu 26 Jahre von der Eiche geküsst wurde? Ein Teil der Antwort liegt bereits in der komplexen Zusammenstellung von Rye, Fass-Art und Reifedauer. Denn Hermann Rogner wollte eben dem deutlich von der Holzwürze geprägten „26 years“ einen „jüngeren und lebendigeren Bestandteil“ verleihen. Und das geht sich in der Tat aus, wie gleich das erste Schnuppern an dieser Neuheit klar vor Augen (oder: vor Nase) führte.
Das tiefe Goldbraun – wir sprechen von natürlicher Farbe, Ehrensache! – verweist auf die lange Reifung. Der markante Holzleim-Ton eines 100% Rye-Whiskys ist aber sofort präsent im Duft. Als alte Roggen-Fans lieben wir das schon einmal. Mindestens ebenso stark wie die Signatur der „Rohfrucht“ fällt aber der Eintrag der Fässer aus. Denn die Früchte sind viele und sie wurden kandiert! Als hätte man Orange, Bergamotte oder auch Quitte aus einem Panettone gepickt, so deutlich sind die gelben Fruchtaromen bei diesem Waldviertler ausgeprägt. Das macht neugierig auf den Geschmack des „17&26“.
Im Mund fällt die fruchtige Süße noch mehr auf, wie ein Film aus Vanille-gesättigtem Teig mit Früchten legt sich der Roggenbrand auf die Zunge. Auf keinen Fall sollte man die fast 47% vol. mit Wasser „zähmen“, denn die überbordende Fruchtigkeit hält auch der Alkohol im Zaum. Die Panettone-Anklänge sind wieder da, ein wenig Zimt auch, und wer`s kennt, wird wohl Weinchadeau ebenfalls assoziieren. Vor allem weil eine angenehme Säure – wieder an Zitrusfrüchte erinnernd – im Hall auftaucht. Sie schafft es auch, dem nach (zum Teil) 26 Jahren massiven Holz-Eintrag der Eiche ein ausgleichendes Element gegenüber zu stellen. Auch wenn wir uns wiederholen: Würde man diesen Anteil in Rogners Blend allein betrachten, wäre das immerhin der älteste Austro-Whisky bisher.
Und er ist, dank der langen Oloroso-Passage, wirklich gut gealtert. Bei Gerste und reiner Ex-Bourbon-Reifung sähe das sicher zweifellos anders aus. „Experiment gelungen“, funken wir daher in den niederösterreichischen Norden!
Bezugsquelle:
Destillerie Rogner, Special Whisky „17&26“ Single Barrel kostet EUR 130,- (0,5 Liter-Flasche) im Webshop der Brennerei, www.destillerie-rogner.at