Es war eine Punktlandung – der massive Kellerumbau, der den Römerhof um eine Ebene erweiterte, wurde rechtzeitig zur Lese 2020 fertig. Andreas Kollwentz hatte das Sandstein-Ensemble des Streckhofs bewusst erhalten wollen. Und ging daher mit seinem Weißwein-Keller – bei laufendem Betrieb – über fünf Meter in die Tiefe. Der Mörbischer Spezialist Wolfgang Schindler setzte diesen Plan perfekt um: Funktional und doch ehrwürdig mit den wenigen Säulen wirkt das neue Heim von „Neusatz“, „Tatschler“, „Gloria“ und Co.
Doch zur (mit Corona-Abstand abgehaltenen) Jahrgangspräsentation interessierten uns heuer die Rotweine mehr. Zumal auch gleich der Einstieg mit dem Blaufränkisch „Leithakalk“ 2017 neugierig macht, was da in Großhöflein noch kommt: Amarena-Kirsche der reifsten Art, etwas Wildthymian und die noch jugendlichen Röstnoten der Barriquefässer (sie erinnerten an Mokka) leiten ein. Der „Leithakalk“ besteht aus Trauben der Rieden Haussatz, Setz und Reisbühel und fällt im aktuellen Jahrgang überaus balanciert aus.
Kraft und Saftigkeit sind gepaart, die Säure des jungen Weins verleiht ihm Leben, das die dunkle Aromatik – Heidelbeere vor allem – zum Strahlen bringt. Vorne weg ist der Zug da, der trinkanimierenden Ouvertüre folgt eine immer dunkler werdende Art, in die sich das Holz merklich, aber nie störend mischt. Dieser Gegensatz prägt den Wein und macht ihn spannend, er wirkt so wie Bitterschokolade mit Weichselganache – die Komponenten ergänzen sich momentan wirklich vorzüglich.
Best of „Cab“ – der 2016er stach heraus
Jahrgangsvergleiche ermöglichte die Verkostung zwischen den 2017er Rotweinen und den Restflaschen an 2016er beim Cabernet Sauvignon und dem Steinzeiler, der Cuvée aus Blaufränkisch, Cabernet und Zweigelt. Im Falle des reinsortigen „Cab“ ging dieses Match klar für den älteren Jahrgang aus: Das jugendliche Tannin des 2017ers zeigte sich noch härter, auch insgesamt merkt man die schlankere Art gegenüber dem heißeren Jahrgang 2016 – dafür steht aber auch mehr Säure zu Buche. Gut für die Lagerfähigkeit!
Der Duft des Cabernet Sauvignon 2016 hingegen ist Heidelbeere pur, man meint sogar die kleinen Stängel frisch gepflückter Schwarzbeeren zu riechen. Dazu kommt die grüne Paprika der Sorte, die bereits die Würze andeutet, die sich nun gleich am Gaumen zeigt. Pikant wie ein Letscho ist dieser Wein, der aber auch dunkle Beeren, allen voran die Heidelbeere und kaum Cassis, mitbringt. Die Reife des Leseguts ist in jeder Phase spürbar, doch auch an „spicy“ Noten fehlt es nicht. Bereits mehr als antrinkbar und ein herrlicher Sortenvertreter!
Die persönliche Präferenz beim „Steinzeiler“ lag hingegen beim 2017er. Sein Duft nach Kirschsaft war so ausgeprägt, dass die leichten Röstnoten ein Zeiterl brauchten, um da in der Nase durchzukommen. Espresso-Geruch, Zedernholz und Grüner Pfeffer setzen würzige Akzente. Unverkennbar würzig beginnt er auch am Gaumen, wo sich Schwarze Oliven und Lorbeer ein Stelldichein geben. Die fruchtige Seite bildet eine reife Sauerkirsche, die von einer feinen Säure begleitet wird, die gemeinsam mit den jungen Tanninen eine ordentliche Stütze darstellt. So wird daraus eine hochelegante Cuvée, die bei aller Kraft (14%) zum Abgang noch keck eine Blüte hinter sich wirft – das Rückaroma gehört einem zart herben Hibiskus. Großer Rotwein!
Setz und Point, Paarlauf des Blaufränkisch
Und wo wir bei Vergleichen sind: Einen solchen erlaubten auch die beiden Blaufränkischen der Rieden „Point“ und „Setz“. Das Match dieser 2017er lautete „frisch“ gegen „super-würzig“. Der „Setz“ legt intensiv im Duft vor, Assam-Tee und Brombeere trifft auf frische, leicht säurige Noten, sowie etwas Lakritze. Im Mund entwickelt sich von Beginn Weg viel Druck, aus dem sich eine Art aromatische Spaltung ergibt – die (Kirsch)Frucht fächert sich in immer feinere Nuancen auf, während die würzigen Noten ebenfalls wie in einem Zerstäuber in alle Richtungen stieben. Schwarzer Pfeffer, etwas Paprika mit rauchiger Note, aber auch eine süße Vanillenote im Rückaroma ergänzen den Kern aus Sauerkirschen.
„Point“ 2017 wiederum zeigt sich schon im Duft würziger und erinnert entfernt an einen Eisenberger Blaufränkisch – Rauchpaprika und Fenchel-Salami sind Duftnoten, die sich um den Geruch dunkler Beeren gruppieren. Rote Früchte wie Weichseln und Himbeeren wiederum kitzeln den Gaumen, die feine Klinge ist hier bereits ausgepackt. Sie wird von Gewürzen wie Estragon, Pfeffer und etwas Lorbeer behände geführt. Im Finale ist der Gerbstoff noch ein weiterer Faktor, der den dunklen und „spicy“ Charakter unterstreicht. In jedem Fall ein weiterer Kollwentz-Wein zum Einlagern – da kommt garantiert noch mehr!
Bezugsquelle:
Weingut Kollwentz Römerhof, Blaufränkisch „Leithakalk“ 2017 ist um EUR 21 zu haben, der Cabernet Sauvignon 2016 kostet EUR 49,50, der Cabernet 2017 wiederum EUR 51, der „Steinzeiler“ 2017 ist um EUR 58 zu haben, der Blaufränkisch „Setz“ 2017 steht für EUR 55 zum Verkauf, auch der Blaufränkisch „Point“ 2017 kostet EUR 55, alle ab Hof bzw. im Webshop, www.kollwentz.at