Dublin bekommt eine neue Whiskey-Brennerei – und die setzt der Weltmarkt-Führer für Spirituosen mitten ins historische Bier-Viertel der irischen Hauptstadt. Während die Zimmerleute und Betonverschaler noch am Werk sind, hat man einen Vorboten bereits abgefüllt. Denn Diageo hat offenbar klar gesehen, welche Höhenflüge der im südirischen Midleton gebrannte Konkurrent Jameson die letzten Jahre hingelegt hat. Und während auf den grünen Flaschen immer noch „John Jameson & Sons, Dublin“ steht, erfolgt nun die Kampfansage direkt von der Hauptstadt aus.
Genauer gesagt, werden 25 Millionen Euro in die Gründung einer Destillerie am St. James‘s Gate investiert, also unweit der Guinness-Brauerei, deren ehemaliges Kraftwerk für den Nachschub an „Irish Whiskey“ sorgen soll. Hintergrund ist dessen gewaltiges Wachstum, das allein in den letzten zehn Jahren 300% betrug. Vor allem aber hat der „Irish“ noch Bedarf nach Spitzen-Whiskies, im Industrie-Speak „Premium-Kategorie“ genannt. Nur sechs Prozent aller irischen Whiskeys fallen in diese lukrative Sparte, zum Vergleich:
- Premium-Anteil beim US-Whiskey (Bourbon & Rye): 49%
- Premium-Anteil beim Scotch Whisky (inkl. Single Malts): 22%
Als Namensgeber der Operation bediente man sich bei George Roe, einem legendären Unternehmer, der im 19. Jahrhundert der größte Brenner Irlands war. Die Eröffnung der neuen Brennerei ist für die erste Jahreshälfte 2019 angekündigt. Eine erste Abfüllung von „Roe & Co.“ gibt es aber bereits; sie stellt einen Blend aus Malt und Grain Whisky aus Irland dar, der in Bourbonfässern lagerte. Viel wichtiger aber: Es wurde eine vom Duft nach Vanille, Malz und Sauerkirsche geprägte flüssige „Kampfansage“. Der Whiskey ist weich wie schmelzende Milchschokolade, ein Touch Haselnuss gesellt sich dazu, ehe es im Finish pfeffriger wird. Wir halten bei 45 Volumsprozenten, aber auch das Eichenholz, vom jungen „Roe“ deutlich ausgelaugt, schmeckt man.
Die Fass-Noten und seine Weichheit signalisieren Bar-Profis, dass man einem Filler nicht abgeneigt ist. Seitens des Herstellers spricht man etwa auch von einem Longdrink mit Apfelsaft und Soda. Warum nicht? Wäre dann vermutlich ein „Roe & Apple“….
Irland als eine der Box-Hochburgen Europas wird es jedenfalls freuen, diesen Schwergewichtskampf „Jameson vs. Roe“ weiter zu verfolgen.
Bezugsquelle:
Roe & Co., Blended Irish Whiskey ist um EUR 33 (0,7 Liter-Flasche) bei Getränke Del Fabro erhältlich, http://delfabro.at