Nein, im Odinstal stapft nicht Anthony Hopkins mit den Raben Hugin und Munin durch die Weingarten-Flur. Da muss man die „Thor“-Fans enttäuschen! Der Name des Pfälzer Weingut, das Ute und Thomas Hensel mit Beharrlichkeit zu einem der bekannten Demeter-Güter Deutschlands gemacht haben, verdankt sich einer Monopollage. Auf 350 Metern Seehöhe stellt das Odinstal das kühle Filetstück des Hauses dar. Doch Betriebsleiter Andreas Schumann (am Bild rechts) hatte ins Kussmaul nach Wien auch die Weine aus der „Gesteinsserie“ mitgebracht.
Keuper und Basalt gibt es als Boden und sohin auch am Etikett der entsprechenden Weine, die dritte Gesteinsart, der Buntsandstein, faszinierte aber am meisten. Von hier kommt der spät gelesene und lange gereifte Riesling 2015, der nach Bergamotte, Apfel und Honigmelone duftet. Im komplexen Duftbild schimmert aber auch Zitronenmelisse durch. Mit nur 3,5 Gramm Restzucker kommt am Gaumen dennoch ein Spiel zwischen den süß-fruchtigen Noten des Rieslings – natürlich Pfirsich, aber auch frische Orangen – und der Würze aus der kühlen Lage zustande.
Vor allem ein Touch vom grünen Pfeffer wird gegen Ende immer eindringlicher und schiebt sich vor die an Zitruszesten erinnernde herbe Note des „Buntsandstein“. Die Spannung trägt den überreich ausgestatteten Riesling aus den alten Reben des Weinguts.
Die Naturwein-Variante des „Buntsandstein“ hat Maischegärung und eine Lagerzeit in der Amphore hinter sich auch die Stängel blieben bei gut 15% des Leseguts dran, „wir achten aber auch da auf die entsprechende Reife“, so Andreas Schumann. Was er damit meint, ist dass auch der „grüne“ Anteil der Weintrauben, das sogenannte Stiel-Gerüst, unterschiedlich „reif“ sein kann. Das ist insofern von Belang, als der Stängelanteil zur Langlebigkeit und der Gerbstoff-Struktur des Ergebnisses beiträgt. Im konkreten Fall stehen am Beginn zwar die „take it or leave it“-Most-Anklänge des Rieslings „Buntsandstein Nature“ 2015. Auf den Geruch von Apfelsaft und Quittenkäse folgt eine präzisere Art am Gaumen: Limettenschale, das Blätterteig-Gebäck „Sfogliatini“ und wieder viel Apfel mischen sich zu einem polarisierenden Eindruck. Unbestreitbar ist aber der Trinkfluss dieses naturbelassenen „Buntsandstein“ 2015. Wenn der Vergleich tatsächlich sicher macht – dann bleiben wir bei der Variante ohne „Nature“ am Label. Die trifft ins Schwarze – wie Thors Hammer Mjölnir.
Bezugsquelle:
Odinstal, Riesling „Buntsandstein“ 2015 ist – ebenso wie der Riesling „Buntsandstein Nature“ 2015 – um EUR 37,60 bei Leo Kiems „Agoravino“ erhältlich, www.agoravino.com