Das Spiel läuft so: Jemand nennt die in Österreich rare Rebsorte Viognier und das Gegenüber wird Veyder-Malberg sagen. Nach wie vor sind die Weine, die Peter Veyer-Malberg aus der französischen Traube im Weinviertel gekeltert hatte, legendär. Nicht nur des Aromas wegen und der für Weißweine ungeheuren Langlebigkeit, sondern auch weil sie ein Statement waren. Es geht auch in Österreich etwas, wenn man sich traut. Mittlerweile ist der damalige Kellermeister auf Gut Hardegg seit sechs Jahren sein eigener Herr in der Wachau.
Der Grüne Veltliner aus der kleinen Weinmanufaktur stammt vom Wösendorfer Hochrain, einer Löss-Lage, die normaler Weise eher fettere Weine hervorbringt. Aber nicht zwangsläufig müssen Botrytis und Alkohol den Wein in eine Zeitkapsel zwängen, aus der er als verblüffende Schönheit dann im Alter steigen darf. Bereits die Nase dieses Hochrains entzieht sich fast scheu, so zart sind manche der Kräuter (frischer Koriander etwa), je mehr Zeit der Wein bekommt, desto sicherer wird man: Kühle Marille, fast wie ein Sorbet der Frucht, und ein klarer Apfelton sind auch noch da.
Am Gaumen dominiert der gelbe Apfel, auch hier rätselt man, ob der diffus gelbfruchtige Ton schon Banane zu nennen ist oder nicht. Da ist er auch schon wieder weg und macht Platz für eine zart flirrende Mineralität, die dem satten Fruchtbogen des Löss-Veltliners Paroli bietet. Der Hochrain stellt das Gegenteil von „easy drinking“ dar, dieser Wösendorfer Veltliner ist ein Wein, dem man nachspüren kann, wenn man sich die Zeit nimmt und ihm die Zeit gibt.
Die Lage „Bruck“, auf der Veyder-Malbergs Riesling steht, hat zwei Gesichter. Sie gilt zwar als die beste und wärmste in der Rotte Viessling, trotzdem sorgt ihre für die Wachau respektable Höhe (400 Meter) für Abkühlung. Der Riesling aus dem an sich schon kühlen Spitzergraben wurzelt auf Glimmerschiefer, der eine feine Mineralik einbringt, die neben der Frucht dem „Bruck“ ihren Stempel aufdrückt. Ganz klassisch – hier kommt wieder Veyders Sturschädel durch – wird die Lage ohne Traktoren bearbeitet, Handlese von den Terrassenmauern lautet sein Zugang.
Der Duft nach noch leicht grünen Marillen bereitet einen nicht unbedingt auf den ersten Schluck vor. Zitrusfrüchte, intensiv wie Lemongrass ist dieser Ton, dazu eine säurige Ananas-Note und einen mit etwas Zeit besonders hervortretende feine Mineralik zeichnen den Viesslinger Riesling aus. Das Finish erinnert erneut an die mineralisch-kühle Herkunft, wie mit einem eleganten Kreidestrich verabschiedet sich der 2012er Bruck vom Gaumen.
Was man anfangs für eine alkoholische Ader hält, stellt sich beim Blick auf’s Etikett (12,5% Alk.) als einfach extrem vollmundige Art heraus. Momentan schillert manchmal der Schiefer durch, dann wieder die satte Gelbfruchtigkeit. Aber wie Veyder-Malberg meint, ist der Bruck auch mit „vermutlich hohem Reifepotential“ ausgestattet. Das „vermutlich“ darf man getrost streichen.
Bezugsquelle:
Peter Veyder-Malberg, Grüner Veltliner „Hochrain“ 2012 um EUR 34 bzw. Riesling „Bruck“ 2012 um EUR 35,50 bei Getränke Wagner, www.wagners-weinshop.com