Der Radler wurde verdammt, er wurde gehype-t und er ist immer noch da. Für manche in der Rubrik „guilty pleasures“ verortet, erlauben sie ihn nur im Sommer. Dabei kann der gute alte „Shandy“, wie die Briten das Biermischgetränk nennen, durchaus seine Berechtigung haben. Wenn man nicht beim Bier spart und eine vernünftige Limonade verwendet. Beides geht auf Kosten der Kalkulation und nur wenige sähen ein, wenn der Radler nur unwesentlich billiger ist als ein Vollbier. Der Denkfehler, „50% ist ja Limonade“, geht eben von einem wässrig-süßen Mischverhältnis aus. Dann haben alle Anti-Radler-Urteile auch schon ihre Bestätigung gefunden. Doch halt! Wir wollen eine Ausnahme vorstellen. Sie stammt aus dem Salzburger Gusswerk von Brauer Reinhold Barta.
Unter dem Label „Zum Wohl“ wurde eine glutenfreie Variante des Sommergetränks kreiert, die buchstäblich alle vertragen sollen. Denn mit Biozutaten arbeitet das Gusswerk ohnehin immer. Nun blieb auch das Getreide außen vor. Dafür kam Rhabarber-Limonade zum Einsatz, die von vorne herein schon für Erfrischung sorgt. Denn die „Barbaren-Wurzel“ (Rheum rhabarbarum) ist schließlich für ihren säuerlichen Geschmack bekannt, der sie botanisch auch mit anderen Knöterich-Gewächsen wie dem Sauerampfer verbindet. Lediglich 2,5% Alkohol unterstützen den leicht-frischen Geschmack, der im Duft noch wenig von seiner fruchtigen Ingredienz preis gibt. Der bierige Geruch ist da, auch eine Wolke an weißen Blüten, am ehesten erinnert die Mischung aus zarten Malznoten und Fruchtigkeit der Limo an die „soft Apricots“, als leicht getrocknete Marillen. Auch einen Hauch Orange könnte man in der säurigen Duftnote erkennen.
Spätestens beim ersten Schluck schlägt der Rhabarber zu, auch wenn er aromatisch eher als Himbeere dekodiert wird. Frisch und wieder malzig (mit „Werther’s Echte“-Zuckerl verglich es ein Mitkoster) beginnt dieser Radler. Dann kommt die säurige Rotfrucht mit dem leichten Zitrustouch, die uns an Himbeere erinnerte. Im Finish dreht das aromatisch in Richtung Orange, da ist aber auch schon der Hopfen zur Stelle und sorgt für einen herben Ausklang. Der größte Pluspunkt in der oft scheel angesehenen Getränke-Kategorie besteht in einer nicht zu süßen Mischung von Bier und Frucht. Hier kann der „Zum Wohl“-Radler punkten; selbst wenn er schon leicht abgestanden ist, kommt nicht der pure Zucker durch wie so oft, wenn die fehlende Kühlung die Wahrheit enthüllt.
P. S.: Für Freunde der süßeren Bier-Limo-Mischung hat „Reini“ Barta seinen Edelguss-Radler im Programm. An der Bioqualität ändert sich nichts, die Limonade ist allerdings eine mit Zitrone und der Alkohol mit 2,9% etwas kräftiger. Vor allem aber kommen auch Bierfreunde bei einem Anteil von 60% Gebrautem auf ihre Rechnung.
Bezugsquelle:
Gusswerk, Rhabarber-Radler „Zum Wohl“ ist um EUR 2,29 (0,33 Liter-Flasche) beim Bottleshop erhältlich, der „Edelguss-Radler“ um 1,95 EUR ebendort, www.beerbottle.eu