Eine Öl-Firma und ein Fast Food-Lokal. Nein, vor Ort in Port of Spain erinnert leider nichts mehr an das „Queens Park Hotel“, das 1996 dicht machen musste. Die Cocktailhistoriker (ja, die gibt es!) mit uns im Autobus sind enttäuscht. Denn es ist selten, dass ein Cocktail eine lupenreine Entstehungsgeschichte, ja: einen Geburtsort, hat. Beim „Queen’s Park Swizzle“ wäre das eindeutig der Fall. In den 1920ern soll man den Drink, eine Art dunklen und würzigeren „Mojito“, hier erfunden haben. Das Zitat des Tiki-Godfathers Victor Jules Bergeron alias „Trader Vic“ trug in den 1940er Jahren dann zur internationalen Beliebtheit des Cocktails bei: Er sei „die angenehmste Form der Anästhesie, die es heute gibt“.
Dazu kommt die Zubereitung des „Swizzle“, die zwingend nach einem Swizzle-Stick verlangt. Der kleine Rührstab aus Holz mit den gekreuzten Enden (an sich Verzweigungen eines kreolisch „Bwa lélé“ genannten Baums) ist ein ungewöhnlicher Helfer. Er mischt wie ein Propeller, der mit beiden Händen getrieben wird die Flüssigkeiten. Vor allem schafft er aber eine eisige Zwischenschicht und etwas Schaum. Womit Quararibea turbinata als Pflanze auch im offiziellen Englisch als „swizzlestick tree“ bezeichnet wird.
The most delightful form of anesthesia given out today.
Tiki-Legende Trader Vic
Neal Ramdhan (am kleinen Bild im Swizzle-Einsatz!) steht in den Fuss-Stapfen von Generationen trinidadischer Bartender. Und er füllt das Glas zunächst mit Minze, Limettensaft und Crushed Ice. Der Rum wird dann mit den Reibbewegungen des Swizzle Sticks einmassiert. Wichtig dabei ist die leichte Auf- und Ab-Bewegung, die Minze und Limette unter dem Eispanzer hält, während Rum und später der Angostura Bitter andere Schichten bilden.
Es ist der Cocktailbitter, der den Mix zum National-Drink Trinidad&Tobagos gemacht hat. Mit einer satten Dosis von bis zu acht „dash“ oder Spritzern erhält der ansonsten leichte und erfrischende Cocktail seinen Charakter. Das 200 Jahre alte Haus hinter den Aromatic Bitters will sich den Drink sogar schützen lassen. Dann wäre sichergestellt, dass er mit den Bitters aus Trinidad gemixt werden muss, sofern er „Queen’s Park Swizzle“ genannt wird. Das liegt noch in der Zukunft, doch der Drink selbst schmeckt – vielleicht als letzter Sommer-Gruß? – dieser Tage schon bestens.
Queen’s Park Swizzle
6 cl Angostura „7 years – Caribbean Dark Rum“
2 cl Demerara-Sirup
3 cl frischer Limettensaft
12-14 Minzeblätter
6-8 Spritzer Angostura Aromatic Bitter
Glas:
Highball
Garnitur:
Minze-Zweig
Zubereitung
Der Drink wird direkt im Longdrinkglas „gebaut“, wie das die Profis nennen. Zuerst die Minzblätter in Limettensaft und Zuckersirup zerdrücken. Dann das Glas mit Crushed Ice auffüllen. Rum über das Eis gießen und entweder „swizzeln“ oder mit einem Barlöffel sehr gut (!) verrühren, bis das Glas eiskalt und gefrostet ist. Dabei in jedem Fall auch das Rührgerät leicht von unten nach oben bewegen im Glas.
Füllen Sie das Glas mit noch mehr zerstoßenem Eis und gießen dann den Angostura-Bitter darüber.
Im Idealfall hat dieser Cocktail dann drei Farben. Das Rot des Bitters ganz oben, die helle Rum-goldene Farbe dazwischen und das Grün der Minze unten. Wenn dem so ist, dann wurde alles richtig gemacht!
Bezugsquelle:
House of Angostura, der siebenjährige „Caribbean Dark“-Rum ist um EUR 24,90 zu haben, der Aromatic Bitter kostet EUR 15,90 (0,2 Liter-Fläschchen), beide bei Spiritlovers im Versand, https://spiritlovers.at