Relaxt waren heuer nur wenige Winzer, der intensive Regenfall setzte mit den Mehltauerkrankungen den Rieden zu. Aber es gibt regionale Unterschiede, so wirkten die Eisenberger Winzer deutlich weniger gestresst als die Kollegen im nördlichen NÖ, wo das Unwort des Jahres „Notlese“ lautete. Doch nicht überall ist Wehklagen und Zähneknirschen angesagt; Axel Stieglmar etwa sieht die Erntemenge „als sehr klein, aber sehr fein“. Vor allem der Reifemonat August machte den Winzern einen Strich durch die Rechnung. „Die Trauben hätten eine trockene Zeit bevorzugt“, formuliert der Golser es mit mehr als einem Hauch Understatement. Richtig euphorisch wird Heidi Schröck am anderen Ende des Neusiedler Sees – wenn es um Süßwein geht: „Weißburgunder, Grauburgunder, Sauvignon blanc, Furmint und Welschriesling – alle wurden von einer wunderbaren Botrytis überzogen“. Dank der Feuchte und Wärme wurde sogar ein Ruster Ausbruch vom Sauvignon Blanc möglich, „den letzten produzierte mein Vater 1967 – sein Nachfolgerjahrgang ist 2014“.
Und knapp vor Martini liegt auch der erste rote Bote des im Vorfeld so gescholtenen Jahrgangs vor. Er kommt aus der Thermenregion, deren Schotter (Steinfeld heißt die Gegend zu Recht) Regenwasser lockerer wegsteckt als die Lößlagen, die Wasser wie ein Schwamm aufsaugen. Die Gruppe der „Burgundermacher“ hat in Tattendorf wieder ihre Jungweine verkostet und für die gemeinsame Cuvée freigegeben. Der Blend besteht 2014 aus St. Laurent, Pinot Noir und Blauem Portugieser. Der „Junge“ hat sogar sein eigenes Video, das ihn promotet.
Wie für einen so jungen Wein nicht anders zu erwarten, duftet die 2014er Jungwein-Cuvée intensiv und fruchtig: Wildkirsche-Zuckerl, aber auch Himbeere, kann man ausmachen, dazu kommt mit mehr Luft auch eine satte Nougat-Note. Dennoch ist das kein belangloses Rote Früchte-Bouquet, auch Pfeffer und schwarze Olive blitzen immer wieder auf. Intensiv nach Kirschen schmeckt das Burgundermacher-Baby, zur satten Fruchtaromatik gesellt sich ein dezenter, aber merklicher Gerbstoff, der die Würzigkeit
„Recht elegant“, sagt der erste Verkoster und hat damit nicht ganz so Recht. Unterschreiben hingegen würde ich die Einschätzung „wie früher“. Denn ohne Fasslager, hohen Alkohol und Intensitätsexzesse stellt er eine kleine Zeitreise dar. So schmeckten nicht die schlechtesten Schankachterln der früher 1980er Jahre. Persönlich nenne ich das gerne „bekömmlich“, was allerdings immer für einen Rippenstoß sorgt. „Bekömmlich darf man nicht sagen“, verweist Verkoster Zwei da nämlich immer auf die EU-Normen, die solches als Etikettenaufschrift verbieten. Aber schließlich drucken wir ja weder Etiketten, noch G’schichtln, sondern stellen Kostnotizen und Empfehlungen online. Und letztere hat der „Junge“ einmal mehr verdient.
Bezugsquelle:
Die Burgundermacher, „Der Junge“ 2014, ist bei den Mitgliedsbetrieben ab Hof erhältlich um EUR 5,70, www.dieburgundermacher.at