Wenn Winzerkollegen Edi Tropper als „unseren Godfather“ vorstellen, dann ist Aufmerksamkeit gewiss. Wobei sich dieses Prädikat auf den Einsatz des Stradeners für gesunde Natur – und damit auch belebte Weingärten – bezieht. Das Zauberwort dafür heißt „Terra preta“ und hat unter anderem mit schwarzem Regenwurmkot zu tun. Denn der Schmäh rennt trotz des ernsten Anliegens beim Verkosten. Und in der Tat färbt die Holzkohle diese spezielle Erde, die Mikroorganismen lieben, dunkel. „Das Prinzip stammt von indigenen Völkern wie den Inkas“, so Tropper, der „Terra preta“ auch für andere Winzer zubereitet.
Die Holzkohle absorbiert alles, vor allem Wasser und Mineralstoffe. Daher wird sie zunächst „beladen“, wie Edi Tropper sagt, um nicht alle Nährstoffe aus dem Boden zu saugen. Vielmehr soll sie die gespeicherten „Goodies“ für die Pflanze im Boden verteilen. Das geht mittels Kompost, bei den Inkas kamen die Nitrate noch aus Fäkalien und Essensresten. Heute rechnet man lieber in Kubikmetern, die für die Weingärten der Freunde vom Erd-„Godfather“ geliefert werden.
Dass dabei auch der Wein Troppers verkostet wird, ist klar. Und der hat auch ein besonderes Leben. Das zeigt sich, vielleicht unerwartet, am deutlichsten beim Süßwein. 160 Gramm Restzucker weist der Grauburgunder des Jahrgangs 2021 auf. Sein Duft nach Mandel, Birne und Honig – ein bisserl wie die Süßigkeit „Bienenstich“ – bereitet noch nicht vor, was dann passiert. Denn die Säure ist im Mund überaus präsent, fast „fizzy“ wirkt dieser Burgunder-Schluck zunächst. Dann kommt neben Mango und Gelbem Apfel auch der ungewöhnliche Geschmack der Bergamotte zum Vorschein. Dröselt man die Struktur dieses Süßweins auf, ist zuerst Säure und zarter Gerbstoff da, erst dann darf es auch süßer werden. Eine herrliche Art!
Und der Grauburgunder, ohnehin eine Liebe des Vulkanlands generell, lebt in Edi Troppers Keller auch in trockener Version auf. Fast schon speckig in seiner Rauchigkeit wirkt etwa der 2020er, der mit Jasmin und „Flint“ (=Feuerstein-Geruch) einen recht üppigen Duft auch unkonventionell gestaltet. Denn breite Schultern hat dieser Grauburgunder, wenn auch nur 13,5% am Etikett stehen. Mango, wenn auch eher kühler ausgefallen, ist zu schmecken, dazu weiße Mohncreme und etwas Schokolade. Es ist weniger der Druck, den dieser Wein aufbaut, als sein Tiefgang, der fasziniert. Man kann das natürlich auf die Bodenlebendigkeit zurückführen, aber letztlich geht es weniger um die Begründung – der 2020er Tropper schmeckt einfach.
Schwarze Erde, kupfer-roter Wein: Buchberg 2018
Er wird noch getoppt von einer anderen Variante der Rebsorte, für die man dem Grauburgunder viel Ruhe gönnt. Ein Jahr reift er im 300 Liter-Fass, ein weiteres im großen Holzfass. Womit wir nun den Jahrgang 2018 im Glas haben, der von der Riede Buchberg stammt. Und der kupfergoldene Schimmer von reif gelesenem Pinot Gris ist optisch unverkennbar – für uns persönlich immer eine der schönsten Weinfarben. Doch kommen wir zur Nase, die neben Papaya und Nusscreme auch eine ungewöhnlich intensive Erinnerung an Orchideen im Gewächshaus mitbringt. Mächtig blüht dieser Wein dann auch am Gaumen auf. Rote Tropenfrüchte wie Guave und Papaya sorgen für fruchtigen Schmelz, der Gerbstoff, der mit der Farbe mit ausgelaugt wurde steht diesem exotischen Geschmack gut als Counterpart. Und dann wäre da noch eine leicht tabakige Note, die vor allem den Abgang des 2018ers würzt.
Ähnlich wie es der röstige Kaffee-Ton – ähnlich dezent und elegant – bei Troppers Pinot Noir tut. Es ist ein 2017er von bemerkenswerter Frische, der sogar leichte Pikanz aufweist. Das für alle Fans des roten Pinots, auch wenn hier kein Platz mehr für die ausführliche Würdigung bleibt. Nur soviel: Tropper und Burgunder, das passt in allen „Farben“!
Bezugsquelle:
Tropper, Grauburgunder „Straden“ 2020 ist um EUR 12,50 erhältlich, der „Ried Buchberg“ 2018 kostet EUR 24, beide im Webshop Edi Troppers, https://wein-tropper.at