Ziemlich genau vor einem Jahr saßen wir mit dem Australier Mark Livings in Wien zusammen. Dieses Gespräch – und Kostnotizen seiner Marke Lyre’s – gibt es hier nachzulesen. Damals erklärte der smarte Gründer noch, warum die Welt alkoholfreie Alternativen zu Whisky, Gin und Co. braucht. Und vor allem auch, wie er sie anlegt. Mittlerweile hat er nicht nur Venture Capital-Millionen (u.a. von der deutschen Biergruppe Bitburger) einsammeln können, sondern ist auch in 60 Ländern mit den alkoholfreien Destillaten gelistet. Doch er zaubert auch eine Dose aus seiner Tasche, als wir in der Superbude mit Blick auf Riesenrad und Tagada im Prater beplaudern, was es Neues gibt.
Denn man will das Mixen mit den diversen Spirituosen-Alternativen daheim vereinfachen. „RTD“ oder „ready to drink“ nennt der Marketer derlei Vorgemischtes, wobei es neben einem nach Whiskey-Cola schmeckenden Drink in der Dose auch den „Gin & Tonic“ als 0,25 Liter-Portion gibt. Ohne „G&T“ geht schließlich aktuell nichts. Egal, ob mit oder ohne Alkohol! Im Falle von Lyre’s werden alle fünf Drinks natürlich mit den putzigen Tieren geziert, die seit jeher zu den Etiketten der nach einem Vogel (dem Leierschwanz oder Lyre bird) benannten Firma gehören.
Die spannendste Neu-Kreation aus Sicht Mark Livings ist aber kein Mixgetränk, auch wenn es neben den anderen Dosen steht. Ein Kolibri ziert den nach-gebauten Prosecco bzw. „Classico“, wie er offiziell heißt. Der norditalienische Party-Sprudel ohne Promille? Das klingt nach einem Selbstläufer. Und wie nah ist er dem Original aus der Glera-Traube? Nun, er bringt vor allem süße Duftnoten mit, die an Birne erinnern. Wie die anderen beiden Dosendrinks ist er sehr gut karbonisiert und erfrischt entsprechend mit der druckvollen Kohlensäure. Die fruchtig-süße Art braucht ein wenig, bis sie den herberen Tönen, die das Perlwein-Original aus Italien in der Regel prägt, weicht. So schadet es bei diesem Nicht-Prosecco keineswegs, wenn er ein bisschen im Glas stehen bleibt. Denn die – allerdings auch nur zart – herben Noten kommen dann besser durch. „Bubbles“ gehen hingegen kaum verloren.
Am nächsten am Original fand sich für unseren Gaumen der „Spritz“, der nicht nur farblich ein ziemliches Aperol-Orange aufweist. Dieser „ready to drink“ duftet nach Orangen, etwas Erdbeere und mit ein wenig Zeitverzögerung auch nach Rhabarber. Das süß-bittere Spiel am Gaumen erkenn man sofort, eigenartiger Weise fühlt sich diese Mischung sogar weniger süß an als das Original. Vor allem der Nachklang bringt eine merkliche Bitternote mit, die zum Weitertrinken animiert. Und man merkt auch diesem recht fruchtigen Cocktail-Ersatz einen Vorteil an: Die Kohlensäure bleibt länger frisch, da hier auch keine drei Komponenten (Likör, Wein und Soda) gemischt wurden, sondern die Aromen direkt „verwoben“ sind. Nicht nur bequeme Gastgeber werden diesen Vorteil schätzen!
Bezugsquelle:
Lyre’s, „Amalfi Spritz“ gibt es zusammen mit „G&T“ und „Classico“ im gemischten Probier-Set (12 Dosen zu 0,25 Liter) um EUR 30 im Webshop, https://de.lyres.eu