Bruce Wayne hat den Fledermaus-Dress, wenn ihm nach seiner Zweit-Existenz Batman ist, Markus Altrichter hat eine Postkarte aus Barbados, wenn er sich verwandelt. Dann wird der Wiener Bartender aus dem Botanical Garden nämlich zu Oldjudge. Und Mister O. macht einen Falernum. Fa-WAS????
Falernum stellt einen Gewürzlikör dar, der in einigen Cocktails die tragende Rolle spielt. Der National-Drink der Insel Barbados „Corn n‘ Oil“ mag der bekannteste darunter sein. Er kombiniert Barbados-Rum mit Falernum im Verhältnis 2:1. Witzig daran ist, dass auch die Basis des mit Limetten, Piment, Gewürznelken, mandelnn und Ingwer hergestellte Likör Rum als Basis hat. Für den Kenner unterstreicht das Rezept also doppelt die Liebe der Insel Barbados zum Zucklerrohr-Brand. Schließlich soll hier das Wort Rum – von rumbullion (=Unruhe) – erstmals verwendet worden sein.
Doch zurück aus der Karibik in die Wiener Wasagasse und zu Markus Altrichter, der die Barzutat vieler tropischer Drinks seit Jahren im Eigenbau herstellt. Nunmehr hat er nicht nur für seinen eigenen Bedarf geköchelt, sondern 150 Flaschen für die Barkollegen abgefüllt. Die Optik erinnert an Barbados, denn hier kam der ehemalige Schiffs-Bartender im Zuge eines sagen wir ausgiebigen Landgangs in den Genuss von homemade Falernum. Die Postkarte als Label ist seine Hommage an die Insel, die Rückseite des Labels hält eine besondere, „rum-reiche“ Entdeckung für den Käufer des Oldjudge Falernum bereit.
Pur genossen zeichnet vor allem die Malzigkeit den Oldjudge aus; sie erreicht Altrichter mit einer Dosis braunen Zuckers. Während in der Nase die fruchtigen Noten – Kirsche, besonders aber kandierte Orangen, und etwas Bananenmark – dominieren, zeigt der Falernum am Gaumen seine Vielschichtigkeit. Das ölige Mundgefühl des 25%-igen Likörs gibt allmählich wieder eine satte Ladung Orangen frei, dazu kommt mit einem Akzent von Ingwer auch eine leichte, aber anhaltende schärfere Note. Diese Chili-Note setzt zum Mundgefühl einen Kontrapunkt, im Finish wird sie aber ohnehin von den dunklen Honig-Aromen weggefegt. Denn jetzt bricht sich die mit Vanille unterlegte malzige Süße ihre Bahn.
Wir folgen aber Markus Altrichter an den Tresen, den eigentlich will der Rumlikör ja in den Cocktail. Er weiß es nur noch nicht. Sein Erfinder allerdings schon, denn der hat auch abseits der polynesisch inspirierten Rum-Cocktails der Rubrik „Tiki“ einige Drink-Ideen für das Oldjudge-Elixier.
Titty Twister
1 Teil (4 cl) Cazadores Tequila
1 Teil (4 cl) Campari
1 Teil (4 cl) Oldjudge Falernum
Glas: Old Fashioned
Deko: Orangenzeste
Zutaten in dieser Reihenfolge ins Rührglas geben oder Drink gleich im Glas „bauen“. Mit viel Eis servieren und nochmals verrühren – mit Orangenzeste servieren!
Die einfache Negroni-Abwandlung hat zwei Vorteile: Die Rum-Süße des Falernum nimmt dem Italo-Klassiker ein wenig das Bittere (das nicht alle schätzen) und dem Tequila einiges von der Schärfe.
Tipp aus unserer Experimentier-Stube Botanical Garden: Soll es dennoch der Gin des Original-„Negroni“ sein, wäre einer mit Zitrus-Noten zu empfehlen, sonst wird der Drink fast zu süß!
Bezugsquelle:
Oldjudge Falernum ist um EUR 19,50 (0,5 Liter-Flasche) direkt bei Markus Altrichter erhältlich, www.facebook.com/oldjudgespirits