Als Bewohner des kleinen Österreich liebt man Titel generell, Weltmeister aber ist man besonders gern. Insofern überrascht es ein wenig, dass die Erfolgsnachricht von Château Changyu kaum aufgegriffen wurde. Chinas ältestes Weingut, dem Laurenz Maria Moser zu internationalen Höhenflügen verhalf. Sie gipfelten in besagter Meldung, das im Weinmarken-Ranking von Brand Finance nur noch Moët & Chandon mehr Wert besitzt als die Chinesen (with a little help from Lenz Moser). 1,2 Mrd. Dollar und gewaltiges Wachstum in China sind die eine Sache, doch der umtriebige 66-Jährige ist schon bei einem neuen Projekt federführend. Begrüßen Sie mit uns …… Ribeiro & Moser!
Während man Laurenz „Lenz“ Moser, den Fünften dieses Namens, in Österreich natürlich kennt, muss man seinen namensgebenden Partner Pedro Ribeiro über sein Weingut vorstellen. Denn Herdade do Rocim im Alentejo ist einer der bekannteren Betriebe im Süden Portugals. Mit dem neuen Wein – einem Arinto – hat man sich aber im Norden der Hauptstadt Lisboa um eine alte Sorte verdient gemacht. Der Arinto de Bucelas, wie er mit vollem Namen heißt, hat von Natur aus eine hohe Säure, die vor allem auf kalkigen Böden eine spannungsreiche Mischung ergibt, die man mitunter mit Chablis verglichen hat.
Auffällig ist bereits die Hülle des neuen Weißweins, der in einer „ultralight bottle“ – 420 statt 570 Gramm – auf den Trinkprotokollanten-Tisch kommt. Das stellt eine nachahmenswerte Idee für Nachhaltigkeit im Weinbau dar. Oder im Wortlaut des Stickers auf der Flasche: „For the planet“! Doch zurück zum Inhalt der Flasche aus Portugal. Dort wird der Arinto meist in Cuvées eingesetzt, auch in seiner eigenen Appellation (oder DO=Denominação de Origem) Bucelas muss der Anteil der Rebsorte „nur“ 75% betragen. Und manch ein Tourist wird die Sorte schon in einem erfrischenden Vinho Verde konsumiert haben, ohne zu wissen, dass auch Arinto im Spiel war. Es ist auch diese Eigenschaft der Rebsorte, die das neue Moser-Projekt besonders herausgearbeitet hat: Die feine Säure zeigt sich, wenn der Portugiese nicht allzu kalt ist, am schönsten. Mit ihr legt der 2022er los am Gaumen, der Mix aus gelbem Apfel und weißfleischiger Birne fällt angenehm kühl und wenig fruchtsüß aus. Dazu trägt auch die leichte Grapefruit-Anmutung bei, die neben Frische auch herbe Noten beisteuert.
Im Finish wird das noch um einen fast pikanten Zug ergänzt, wie sie kandierte Cedratzitronen (oder auch die marokkanischen Salzzitronen) manchmal aufweisen. Das alles zeigt, dass der Weißwein von Ribeiro & Moser überraschend komplex, vor allem aber nie füllig, ausfällt. Also genau das, was man sich aktuell wünscht. Seine 12,5% Alk. gehen ja mittlerweile – von restsüßen deutschen Rieslingen abgesehen – fast als Einstiegslevel durch. Selbst im fernen Bucelas bei Lisboa.
Bezugsquelle:
Ribeiro & Moser, Arinto 2022 ist um EUR 28,- (0,7 Liter-Flasche) im Webshop des Weinguts erhältlich, rocim.pt