Bisher hieß der weiße Rum aus den den Destilerias Unidas einfach „Blanco“. Mit dem Nachfolger – er nennt sich nunmehr „Planas“ – hat man in Venezuela aber das Profil noch geschärft. Wir kramten in den Verkostnotizen, die wir vor knapp drei Jahren an der Seite von Master Blender Tito Cordero schrieben. Dort war es vor allem die Vanille, die den Gesamteindruck ein wenig störte. Süße und Alkohol waren nicht ganz im Einklang.
Mittlerweile hat man den Alkoholgehalt noch erhöht und offenbar auch den Blend ein wenig anders erstellt. Denn was als „Planas“ gefüllt wird bei Ron Diplomático (oder für unsere deutschen Leser: „Rum Botucal“), besteht aus bis zu sechs Jahre altem Rum. Die Farbe, die er in der Fasslagerung auf natürlichem Wege aufnimmt, wird aber wieder entfernt.
Bring Fass rein, die Farbe aber raus!
Das passiert zwangsläufig mit den wertigeren „Blanco“-Rums, allerdings hinterlässt die Dauer der Lagerung auch hier unterschiedlich tiefe aromatische Spuren. Tendenziell lautet die Gleichung hier: „Je älter, je besser“. Immer aber soll die noch vorhandene Frische den weißen vom intensiveren, runderen dunklen Rum unterscheiden. Sonst hätte das Verfahren ja auch wenig Sinn.
Im konkreten Fall kann man beim Planas quasi einem Rum beim Älter werden zusehen – und das hat mehr Reiz, als es vielleicht klingt. Denn gegenüber dem seit 2007 existierenden „Blanco“ hat Diplomático bzw. Botucal seinen weißen Einstiegsrum „erwachsener“ angelegt. Aromatisch ist er deutlich am Weg zum dunklen Rum (die Reserva etwa lagert acht Jahre in den Lagerhäusern von La Miel), aber eben noch mit jugendlichen Noten, die man auch im Cocktail gerne genießt.
So wird zwar der Duft des Planas von den 47 Volumsprozenten mit einer gewissen Schärfe befeuert, die Herznote ist aber sanft; hier mischen sich weiße Schokolade und Kokos mit den etwas flüchtigeren Eindrücken von geraspeltem grünen Apfel und Ananas. Am Gaumen fällt diese runde Art auf; der Claim eines „sipping rum“, den die diplomatische Flasche trägt, besteht zurecht. Cremiges Mundgefühl und ein zwischen Orangenzesten, Mandelsplitter, Kokos und Schokolade wechselndes Geschmacksspektrum machen sich allmählich zum Absprung bereit. Denn das Finish gehört dann den würzigen Komponenten. Etwas Muskatnuss, vor allem aber weißer Pfeffer, der bereits Lust auf den nächsten Schluck Süße macht, die dann wieder mit Pfeffer ausklingt … und so weiter.
Dass sich dieser Rum auch im Cocktail perfekt macht, ist keine reine Vermutung. Wir griffen zum Shaker und haben einen (spät-)sommerlichen Terrassenhit ins Glas gebracht. Für unseren Lieblingsdrink mit dem Planas wird die „karibische Dreifaltigkeit” aus Rum, Limette und Zucker um einen Spieler aus Maine in den USA ergänzt. Erdbeere und Fenchel kommen bei Royal Rose zu einem interessanten Sirup zusammen, dessen Signature Drink hervorragend mit dem würzigen Venezolaner funktioniert (egal, wie gespannt die Relation ihrer Länder sein mag):
Rumble Strip
1,5 cl frischer Limettensaft
1,5 cl Royal Rose „Strawberry-Fennel-Syrup„
4 cl Diplomático „Planas“
Sodawasser
Garnitur: Limettenscheibe und ev. Erdbeere
Glas: Longdrink
Zubereitung:
Einen Shaker mit Eis füllen und alle Zutaten – außer dem Soda – zugeben. Kräftig shaken und dann ins vorgekühlte Glas auf Eis abseihen.
Mit Soda aufgießen und einmal vorsichtig umrühren. Mit Limette und (falls saisonal verfügbar:) Erdbeere garniert servieren.
Das Rezept des „Rüttel-Streifens“ wurde eigentlich für dunklen Rum konzipiert, es funktioniert mit dem Planas aber noch besser: Der kräftige Rum bringt Stärke mit, aber auch ein Frische, die gut zu den Früchten und dem Fenchel aus dem Sirup passt. Dadurch kommt auch nicht zu viel Vanille vom Rum durch, der Gesamteindruck dieses „Rum-Collins“ ist ein erfrischender.
Bezugsquelle:
Ron Diplomatico, „Planas“ ist um EUR 31,10 (0,7 Liter-Flasche) bei Vinorama erhältlich, www.vinorama.at