In Nelson auf der Südinsel Neuseelands begannen Trevor und Robyn Bolitho 1993 mit dem Anbau von Reben. Das Klima und die Bodenverhältnisse schätzte das Ehepaar, das heute von Sohn Ben im Weinbau unterstützt wird, richtig ein. Mittlerweile wuchs Waimea, so der Name des Weinguts, auf 140 Hektar an und zählt damit zu den größeren Playern im Gebiet. Eine besondere Beziehung zur Fauna der Region hat dafür gesorgt, dass die Population des einheimischen, aber leider rar gewordenen Reptils Tuatara (dt.: Brückenechse) auf Stephens Island zum Paten der mittleren Range von Waimea wurde.
Der englische Name des stacheligen „lebenden Fossils“, Spinyback, gibt u. a. einem prototypischen Sauvignon Blanc seinen Namen. Wir kosteten den Jahrgang 2015, der mit seinem reifen Cassis-Tönen und nur zart schotigen Noten (grüne Paprika) neugierig macht. Kühl und mit einer an saftige Kiwi erinnernden Art, bringt der Spinyback 2015 ein langes Finish mit, das alles andere als einen reinen Spaßwein prägt.
Gewöhnungsbedürftiger, wenn auch aus pflanzen-genetischer Sicht interessant, ist dann der Sauvignon Gris. Die natürliche Mutation der weißen Paradesorte Neuseelands strotzt vor grünen Elementen. Ist das ein Smoothie, was hier so nach Brennessel-Spinat, jungen Erbsenschote und Kohlblättern reicht? Nein, versichert man uns, das ist eben der Sortencharakter! Ein Kombination aus Gerbstoff und Grün prägt auch den Gaumen – Mokka trifft Erbsensuppe. Ein ungewöhnlicher Wein, aber nach unserem Verständnis bleiben wir beim Spinyback.
Kräftig schon im Duft fällt hingegen der Pinot Gris bei Waimea aus, hier wurde der Jahrgang 2014 verkostet: Butterkeks und grüne Mango sind zu erschnuppern, am Gaumen kommen dann saftige Aromen von Kumquat und Marille dazu, die saftige Mandarinen-Note und der Restzucker von 10,9 Gramm prädestinieren diesen Wein als Begleiter zu Schokokuchen. Zu üppig wird es aber nicht, eine rauchige Grundcharakteristik gibt diesem Grauburgunder von der Süd-Insel einen gewissen Zug mit.
Dass man sich auch auf Rotweine versteht bei den Bolithos, zeigt dann der Pinot Noir. Kühle Erdbeernoten verraten sofort, welche Sorte sich hier im Glas befindet, dieser Burgunder ist wirklich typisch ausgefallen im Jahrgang 2013. Schlank im Beginn, mit einer zögerlich-kühlen Art, die erst allmählich das Himbeer-Aroma freigibt, wirkt der Waimea-Pinot fast ätherisch. Die Eleganz unterstreicht ein nur dezent hingetupfter Gerbstoff, der gemeinsam mit der leichten Säure für einen schönen Zug sorgt. Im Sommer ein wenig runterkühlen und schon hat man einen wunderbaren Roten zum gegrillten Hühnerspieß – oder einfach zum ins Narrenkastl-Schauen.
Bezugsquelle:
Waimea Estate, Sauvignon Blanc „Spinyback“ 2015 ist in Österreich noch nicht erhältlich; der Sauvignon Gris 2014 kostet EUR 21,50, der Pinot Gris 2014 EUR 16,90 und der Pinot Noir 2013 EUR 21,50, alle drei bei Gottardi, www.gottardi-partner.at