Das Primitiv-Rezept des neuen Brauens, das muss man bei aller Begeisterung für Kreativ-Biere sagen, ist einfach: Nimm einen bestehenden Bier-Stil und sorge für Hopfen-Stopfung (dry hopping) nach dem Würze-Kochen. Ein Stout mit Kiwi-Touch, eine Mango-sattes Sauerbier oder eine Maracuja-Gose lässt sich mit der Aromahopfen-Vielfalt dieser Welt rasch b(r)auen. Konstruieren ist aber nicht unbedingt das Gleiche wie Kochen. Und so braucht man nicht alles, das im Gefolge des India Pale Ale (IPA) in unsere Sudhäuser geschwappt kam, auch wirklich im Glas.
Nur in den seltensten Fällen ergibt sich mit der späten Hopfengabe etwas Neues, bei dem nicht das Biergewürz obsiegt, sondern seine Kombination mit der DNA des Ausgangsstils überrascht. Als streitbare Brauerei, die sich mitunter am Deutschen Reinheitsgebot reibt, kennt man Camba Bavaria mittlerweile auch über den Chiemgau hinaus. Wenn sie dem Weizenbier also eine Hopfen-Injektion verleihen, dann ist ganz bayrisch ein „Pass Obacht!“ angesagt. Zumal der aus Neuseeland stammende Nelson-Sauvin-Hopfen als einer der elegantesten „Flavour hops“ gilt und der grünen Flasche auch den Namen gibt.
Das obergärige „Nelson“ bringt nur einen Touch von Banane mit, das zeigt schon mal, dass man sich hier vom klassischen Weißbier absetzt. Dafür weist es aber einen würzigen Duft auf, der einen an Grüne Pfeffer-Körner denken läßt. Noch deutlicher umschreibt dieses zart röstige Gebäck-Aroma plus Schärfe ein Vergleich mit den Cheddar-Crackern von Roka (wer’s kennen sollte).
Die Kohlensäure ist rezent, wie der Bier-Fachmann sagt, also frisch und deutlich spürbar schon im Antrunk. Auffällig ist auch, was nicht da ist: Keine Süße, keine breite Aromatik, keine Gewürznelken – diese Weiße ist einfach keine „Vollmahlzeit“ wie viele andere Weizenbiere. Was gibt es stattdessen? Eine dezente Fruchtigkeit, fernab vom Bananen-Split, die an kühlen Pfirsich, Stachelbeere und zart auch an Passionsfrucht erinnert. Auch die dem neuseeländischen Hopfen neben Trauben und Stachelbeere zugeschriebene Grapefruit mag man finden. Dafür hängt die Bittere nicht nach, sie ist ganz sanft verwoben und äußerst sich erneut eher als Pfeffer-Schärfe denn als grüner Gerbstoff im Finish.
Ein bisserl mußten wir bei der cremig-würzigen Mischung an ein Risotto Milanese denken. Woher auch immer diese Assoziation kam – das passt in jedem Fall zu diesem Bier. Und ist allemal besser als Schweinshaxe.
Bezugsquelle:
Camba Bavaria, „Nelson” ist um EUR 2,70 (0,33 Liter) beim Biertempel erhältlich, www.biertempel.at