Winemaker Peter Gago, dessen wunderbare Art über Weine zu sprechen, wir schon einmal porträtiert haben, begab sich diese Tage nach Wien. Und er nahm sich ausführlich Zeit, das rote Portfolio des australischen Wein-Giganten Penfolds mit uns zu verkosten. Darunter auch den Wein, den er einem legendären Vorgänger gewidmet hat. Max Schubert, der den „Grange“, die unbezahlbar gewordene Weinikone Australiens gegen den Willen der Weingut-Eigentümer entwickelt hatte, wird mit dem „Max’s“ in Erinnerung behalten.
Das ist eine Cuvée, zu der es in australischer Leichtigkeit heißt: „Shelf to glass, save the cellar“! Der zugängliche Blend aus 85% Shiraz und 15 % Cabernet Sauvignon stammt aus der Ernte 2014, er riecht er nach Steinpilz und Suppenwürfel, etwas Zündholz-Kopf und reifer Brombeere. Die jugendliche Säure gibt dem Wein einen schönen Zug, Himbeer-Töne werden von etwas reiferen Holunder-Aromen überlagert (hier hat wohl der Cabernet sein Wörtchen mitzureden). Saftig und mit einem Finish nach schwarzen Oliven kann der „Max’s“ durchaus überzeugen. Leicht überdosierte Tannine sollten die Trinkempfehlung vielleicht doch noch überdenken lassen. Vermutlich macht er 2018 zur Pasta großen Spaß, dieser „Australien-Max“.
In besonders guter Form scheint jetzt schon jener Wein zu sein, der als „poor man’s Grange“ gilt. Daran sei ein Körnchen Wahrheit, kommentiert Winemaker Gago, denn die Fässer für die Weinikone Grange werden nur einmal verwendet, dann wander der besagte „Bin 389“ hinein. Er stammt in dieser Probe aus dem Jahrgang 2013, einem von Trockenstress und früher Ernte geprägten „Fruchtjahr“. Im Blend dominiert immer der Cabernet, diesmal sind es nur 51% (es gab aber auch schon Bin 389 mit 81% „Cab“). Der Shiraz-Anteil trägt sein aromatisches Scherflein bei, worauf wir noch kommen werden. Denn zunächst denken wir an leicht angegorene Zwetschken, schwarze Holunderbeeren und dunkle Schokolade. Die reifen Beeren-Töne schmeckt man auch bei diesem 2013er; Brombeeren und wieder Holler, dazu auch reifstes Cassis ist zu schmecken. Die würzige Seite zu dieser Opulenz liefert der Shiraz, zarte Salbei-Aromatik, aber auch Estragon setzen ab dem mittleren Gaumen ein. Die herbalen Noten in diesem 14,5%-igen Blend frischen immer mehr auf. Im Abgang sind sie noch lange zu spüren. Balance im frühen Stadium verspricht vor allem eines: da kommt noch mehr, wenn man den Bin 389 noch liegen läßt.
Die bekannte Geschichte vom „geheim“ durchgeführten Experiment Max Schuberts, das 1951 zur Erschaffung des Grange führt, brauchte Gago den Kennern um ihn nicht mehr erzählen. Auch wir haben sie schon einmal zusammengefasst. Für das Tasting im Park Hyatt standen dafür zwei aktuelle Jahrgänge der Australo-Ikone bereit, die unterschiedlicher nicht sein konnten.
Das Rennen um die Balance: Grange 2008 versus 2010
Auf dem Papier war 2008 kein guter Jahrgang in Australien. Erwischte man nämlich den idealen Lesezeitpunkt nicht, dann setzte eine 16-tägige Hitzewelle den Trauben zu, erzählt Gago. Mit der Ernte des Shiraz‘ war man zum Glück vor dem März fertig, eine gewisse Opulenz ist dem 2008er Grange aber nicht abzusprechen. In der Nase äußert sich das in Noten von gekochter Roter Rübe und Datteln, die sich über die würzigeren Töne – Sellerie und Steinpilz – schieben. Die erdige und fruchtige Nase wird von einem dunkel-fruchtigen Gaumen gefolgt; hier dominiert Brombeere. Intensiv und fast zu wuchtig kommt der legendäre Wein mit seinen 14,5% in diesem Jahrgang daher. Als feine Würze im Hintergrund notierten wir Lorbeer.
Obwohl jünger, gefiel der Grange 2010 uns diesmal besser. Wie immer in den 300-Liter-Fässern (hogsheads) aus neuer amerikanischer Eiche ausgebaut, unterscheidet sich der vier statt zwei Prozent betragende Cabernet Sauvignon-Anteil (wie 2008). Der Jahrgang hatte mit kühlen Phasen zur richtigen Zeit für ein Ergebnis gesorgt, das man in der offiziellen Wein-Beschreibung als „complete, confident, convincing“ bezeichnet. Wir kosten gerne nach.
Viel Lakritze, dazu schwarze Oliven, Kakao und auch Vanille (der Anteil der Fässer) sind zu riechen beim Grange 2010. Würzig vom Beginn weg, unterscheidet sich dieser Jahrgang deutlich vom 2008er; Spuren von Harissa und eine zarte Chili-Note sorgen neben Thymian und Lorbeer für Begleitmusik. Den basso continuo liefert ein Fruchtkern, der an Heidelbeere und Powidl erinnert. Tintendunkel im Geschmack wie auch in der Farbe, könnte man sagen. Dabei wird man aber nur dem Beginn gerecht, denn im Abgang verabschiedet sich dieser Grange fast ätherisch: Auf einmal ist die Frucht und der Druck der 14,5% Alkohol weg – doch die Gewürznoten bleiben noch lange haften. Folgt man Peter Gagos Definition – „beim Grange geht es um Balance und das Potential der Alterung“ – dürfte der 2010er ein würdiger Vertreter sein. Und einer, der große Zukunft hat.
Bezugsquelle:
Penfolds, Cuvée „Max’s“ 2014 ist um EUR 34,99 erhältlich, der „BIN 389“ 2013 um EUR 79,99 und die „Grange“-Jahrgänge 2008 und 2010 kosten EUR 699, alle bei Wein&Co., www.weinco.at