Vom Horitschoner „Hoch-Ocker“, wie die regionale Mundart sich um den Umlaut drückt, kommen etliche Blaufränkische, die einem – um es ebenfalls volkstümlich zu sagen „nie aunstehen“. Ein Indikator für den Jahrgang im Mittelburgenland ist dabei immer die von Paul Kerschbaum vorgelegte Variante. „Vorgelegt“ deshalb, weil mittlerweile an der Vinifizierung Sohn Michael Kerschbaum entscheidend mitwirkt (wobei man nach wie vor auch über David Guetta mit ihm diskutieren kann). Künftig soll es weitere Verstärkung geben, aber das wird noch geheim gehalten. Was aktuell zu kosten war, stammt ohnehin aus der bewährten Winzerhand der beiden Kerschbäume.
Der Hochäcker 2012 ergibt einen der echten Preis-Leistungsweine, wie man ihn sich in der Offen-Ausschank beim Stammwirten nur wünschen kann: Roter Apfel, auch rote Rüben und ein Hauch von Kreuzkümmel entsteigen als Duftnoten dem Kostglas. Am Gaumen wird es unverwechselbar Blaufränkisch; die Weichselnote wird von satter Würze flankiert, Lorbeer, Wacholder und Olive, wie man sie von den besten Mittelburgenländer Böden kennt.
Jahr für Jahr diskutieren wir im Freundeskreis, ob die Cuvée Impressario oder doch die (rarere) Cuvée Kerschbaum zu bevorzugen ist. Auch heuer nahm das Spiel seinen Lauf, als Michael Kerschbaum salomonisch einen anderen Wein vorschlug. Den Blaufränkisch Dürrau nämlich, einen dunkelfruchtig duftenden 2011er. Schlehe, schwarze Kirschen, aber auch die würzigen Noten, konkret: Thymian und Rosmarin, machten neugierig auf den ersten Schluck. „Der macht die Räume eng“, notiere ich ungewohnt Fußball-sprachlich, aber das beschreibt am besten, was sich im Mund abspielt. Die straffe Säure sorgt für ein Spiel mit der Fruchtigkeit (Weichsel vor allem), wie man es am ehesten von guten Weißweinen kennt. Insgesamt ergibt das ein herb-fruchtiges Trio aus zartem Bitterl, stützender Säure und einem roten Fruchtakkord, etwa so, wie ihn eine Kornellkirsche, vulgo: Dirndl, bietet. Die Anlagen sind also groß, jetzt heißt es nur noch warten, bis der jugendliche Ungestüm sich legt.
Bezugsquelle:
Paul Kerschbaum, Blaufränkisch „Hochäcker“ 2011 um EUR 10,50 , der Blaufränkisch „Dürrau“ um EUR 21 bei Weinhandel Wild, www.weinhandel-wild.at