Da stand also der Spitzenkoch mit einem Sackerl Austern in der Gumpendorfer Straße. Dem Sitz der seit fünf Jahren existierenden Muttermilch Brewery. Deren Braumeister Karl Karigl nahm den in Perlmutt schimmernden Schatz von Peter Zinter aus dem LieblingsFisch entgegen. So können Bierprojekte auch beginnen. Mit einem Rohstoff, den man logischer Weise aus maritimen Gegenden kennt. Irland ist etwa berühmt für seine Oyster Stouts, Colchester in England, aber auch die USA haben einige Gegenden, in denen die Schalen mit in die Würze dürfen. In Wien ist derlei mangels Meer natürlich eine Seltenheit, aber umso begeisterter gingen der Chefkoch – einst schon im bier-affinen „Charlie P.“- und „Brickmakers“-Reich zugange – und der Muttermilch-Brauer zu Werke.
Denn es sollte natürlich ein besonderes Hausbier werden, dass dann im Lokal am Karmelitermarkt die Köstlichkeiten aus See und Meer begleitet. Die Kombination aus dunklem Bier (Stout à la Guinness) und jodig-salzigen Noten der Meerestiere ist ein perfektes Match, auch wenn es auf den ersten Blick für den Binnenländer nicht so aussieht. Die Paarung „sweet and savoury“ hat aber bei vielen Nationen feine Gerichte gezeitigt, seien es die Kresse-Umeboshi-Maki in Japan oder das bretonische Salzkaramell. Auch die Erdnuss-Butter darf man hier nennen. Und das ist ein Stichwort, dass zum „Oyster Stout“ der Gumpendorfer Kleinbrauerei gut passt. Denn man hat auch Hafer verwendet, um die Cremigkeit zu unterstützten.
Entsprechend samtig kommt das Fisch-Begleitbier auch auf den Gaumen. Doch so weit sind wir noch nicht, denn das 5,9% starke Stout will ja auch erst einmal beschnuppert werden. Schokolade satt, meldet die Nase gleich einmal. Dazwischen blitzt wie ein Leuchtfeuer immer wieder klar ein kühler Ton auf, der an Eis-Bonbons erinnert. Man darf ihn wohl den vom Wiener Händler Eishken Estate importierten Austern zuschreiben. Peter Zinters Rezept ergibt einen stil-typisch süßen Antrunk, der das dunkle Malz in einigen Facetten schillern lässt.
Da wäre der Eiskaffee-Ton, der auch mit zarter Vanille aufwartet – die 40 Bittereinheiten (IBU) hat das Stout scheinbar weggeschluckt wie nichts. Der salzige Nachklang ist ein weiteres Indiz für die Austernschalen, denn natürlich schmeckt ein solches Bier nicht fischig. Das vermuten nur absolute Laien in Sachen „Oyster Stout“.
Viel mehr sorgt der zart saline Hall für ein hohes Trinkanimo, das sich bei all den Schokolade- und Creme-Noten am Gaumen einstellt. Wer ein süffiges „dunkles“ Bier schätzt, wird hier seine Freude haben. Und wenn Zinter zur limitierten Auflage mit der Nixe drauf, auch Fisch kocht, dann vielleicht sogar noch mehr. Und Austern gingen natürlich….aber das können Sie sich denken!
Bezugsquelle:
Muttermilch, „Oyster Stout“ kostet EUR 3,25 (0,33 Liter-Flasche) bei „Lieblingsfisch“ in Wien 2 bzw. online bei BeerLovers, www.beerlovers.at