Ein Hauch von Superhelden-Comics schwebt über unserem heutigen Eintrag. Denn „Megablend“ klingt irgendwie nach monumental großen, rot-gelben Buchstaben und wehenden Capes. Und ganz falsch ist die Assoziation nicht. Denn Europas große Comic-Nation Belgien steht hinter dem Getränk mit dem so bescheidenen Namen. Doch es schadet nicht, ein bisserl Wind zu machen. Denn es geht um eine der markantesten, aber auch verkanntesten Spezialitäten der Bierwelt: Lambiek.
Dieses Bier kommt ohne Hefe-Zusatz aus, denn es wird spontan vergoren, so wie das früher überall üblich war. Das saure, aber kohlensäurearme „junge“ Lambiek (Lambic findet man auch mitunter) wird durch Lagern und Verschneiden aber erst zur höheren Wesenheit unter den Sauerbieren, der Geuze. Dieser Geschmack ist gewöhnungsbedürftig, aber auch unglaublich erfrischend. Und er lässt sich auch noch mit Früchten kombinieren. Es ist also eine kleine Bier-Welt, die sich rund um diese Machart gruppiert. Und an sich führen die flämischen Brauer rund um den 1. Mai sie seit 1997 gerne der Welt vor. Die Toer de Geuze ist der kollektive Tag der Offenen Tür, bei dem nicht nur Bakterien für die Vergärung, sondern auch Besucher in die Region am Flüsschen Senne strömen.
Was natürlich heuer nicht möglich war, doch die virtuelle Tour 2021 begleitet eine eigene Geuze – besagter „Megablend“. Denn über diesen speziellen Bier-Stil wacht die HORAL, was als Akronym wieder ein bisserl nach Super-Schurken und Comic klingt. Aber das Gegenteil ist der Fall, denn der „Hoge Raad voor Ambachtelijke Lambiekbieren“ (oder eben HORAL) wacht über die Einhaltung der Produktionsrichtlinien der Geuze. Und die Organisation der Brauer und Blender aus dem Senne-Tal und dem märchenhaft klingenden Pajottenland hatte auch die Idee zum ersten „Megablend“. Der kam 2009 zur „Toer de Geuze” heraus und wurde mit 16.000 nummerierten Flaschen ein Erfolg.
Alle zwei Jahre gibt es diese Cuvée der Sauerbier-Brauereien, wobei ihre Anzahl sich änderte. 2009, 2011 und 2019 etwa waren es acht einzelne junge und gereifte Biere, die man kombinierte. Heuer allerdings steuerten alle zehn Mitglieder Gebrautes bei. Der „Megablend 2021” ist also ein Gemeinschaftswerk der Brauereien Boon, De Oude Cam, De Troch, Hanssens, Lambiek Fabriek, Lindemans, Mort Subite, Oud Beersel, Tilquin und Timmermans.
Doch nun zum Bier der Zehn! Die „Oude Geuze“ – das „Alte“ bezieht sich auf die mehrjährige Reifezeit – bringt den typischen Sauerbier-Duft-Mix aus Dim Sum-Teig, Sesam und säurigen Noten wie Kumquat-Zesten und Ananas-Joghurt mit. Am Gaumen lassen sich ebenfalls die jugendlichen Noten finden, die fast in eine spritzige Zitrus-Richtung (Grapefruit etwa) gehen. Aber auch die ruhigeren Töne der Fasslagerung wie etwa mostige Birne mit Schale oder ein Quäntchen Börek, frisch vom Türken, sind vorhanden.
Immer engmaschiger wird der „Megablend“ jedenfalls gegen das Ende hin. Hier blitzt in den mächtig sauren Geschmacksnoten dann auch noch ganz leicht der Hopfen auf! Diese leichte Bitternote rundet dieses Spezialbier ab – mit noch mehr Trinkanimo. Und so ist es definitiv kein Fehler, dass es diese Gemeinschafts-Geuze nur in großen Flaschen (0,75 Liter) gibt: So trinkanimierend ist an heißen Tagen selten etwas. Ein flämisches Bedankt, HORAL!
Bezugsquelle:
Oude Geuze, Megablend ist um EUR 11,50 (0,75-Liter-Flasche) beim Spezialversand Oud Beersel Europa-weit erhältlich, https://shop.oudbeersel.com