Leicht hat er’s nicht, der Memduh Erdogan. Denn seine Erzeugnisse darf er auf der Webseite nicht beschreiben. Das Gesetz verbietet’s. Zum Glück steht das Trinkprotokoll nicht unter der türkischen Jurisdiktion und kann daher einiges über den Wein aus Kappadokien schreiben.
Schließlich sind Sortennamen wie „Ochsenauge“ und „Rachenputzer“ schon eine Story für sich, obwohl auch der originale Wortlaut etwas hat. Die Bestellung „Geh, Fraunz, no an Öküzgözü!“ würd ich gerne hören. Jedenfalls hat Erdogans Kocabag-Winery in Uchisar diesen Blend aus den beiden einheimischen Sorten mit einem leicht erinnerlichen Etikett (Ballone, nicht Ballons!) versehen und auf die Reise nach Österreich geschickt. Kaya heißt übrigens Fels und spielt auf die erloschenen Vulkane der Gegend an.
Der „Fels von Kappadokien“ selbst bringt zwar keine Mineralik mit, dafür aber eine satte Beerennase, die sich mit etwas Zeit von Himbeere in Richtung dunklerer Brombeer-Aromatik dreht. Auch ein Hauch von Wacholder schwingt hier mit. Welche der Sorten das mitbringt, kann mangels bisheriger Bekanntschaft mit Öküzgözü und Boğazkere leider nicht gesagt werden. Dafür stellt sich ein umso bekannteres Mundgefühl ein, das an leichtere Franzosen erinnert, etwa Grenache, den man im Südwesten gerne zur Wild-Pastete oder Gänserillettes entkorkt: Ein fruchtiger Kern aus Herzkirsche, etwas ruppig vielleicht, aber mit schöner Säure, vor allem aber zarten Tanninen und einer Länge, die bei dem relativ hellen Wein überraschen.
Der „Kaya“ mag nicht der große Meditationswein sein, als Speisenbegleiter, durchaus auch für die beginnende Grillsaison, macht er Freude. Sagen wir, zu Lammwürsten und anderen Kreuzkümmel-gewürzten Speisen, um auch hier türkisch inspiriert zu bleiben.
Bezugsquelle:
Kocabag, Cuvée „Kaya Kapadokia“ 2012, führt Wein&Co. um EUR 14,99, www.weinco.at