Die deutsche Liebe zur Agave ist durchaus aktenkundig – für Kenner der Spirituosenmärkte. Mit großem Abstand, aber doch, ist unser Nachbarland der größte Exportmarkt für Tequila nach den USA. Und vor allem in Bayern – warum auch immer! – finden sich etliche Spezialisten, die den authentischen Mexiko-Geschmack nach Europa holen. „Pacific and Lime“ gehört zu ihnen und trägt diese Liebe zum Lebensgefühl schon im Firmennamen. Nikša Pirović hat in Traunstein auch ein Utensil im Angebot, das für das korrekte Trinken seiner Mezcals der Marke Noble Coyote gute Dienste leistet: Die jícaras werden als Trinkschalen aus der Frucht des Kalebassenbaumes geschnitten. In diesem Falle werden sie im Bundesstaat Oaxaca händisch mit Motiven der Tier- und Pflanzenwelt verziert.
Ein schönes Detail im Sortiment, doch wichtig ist ein kleines Wörtchen, dass die Mezcals charakterisiert. „Artesanal“, also handwerklich, erfolgt die Herstellung. Was wiederum die zweit-intensivste Herstellungsmethode für Mezcal neben den Miniaturmengen des als „ancestral“ produzierten Agaven-Destillats darstellt. In Erdgruben werden die Agavenherzen dabei geröstet, da wacht der Staat darüber. Auch die Mühle alias Tahona wird von Eseln, in jedem Falle mechanisch, bedient. Doch ehe es so weit ist, muss es einmal Agaven geben. Die bekannteste Variante aus der Pflanzenfamilie lässt sieben Jahre darauf warten. Doch zur Espadín-Agave kommt im Falle des von uns gekosteten Brands auch noch die Variante Tobalá.
Sie wird erst nach 15 Jahren das Herz ausbilden, den zuckerhältigen Nährstoff-Tank der Blüte quasi, um den sich die Brenner reißen. Eine solche Agaven-Cuvée nennt man in Mexiko „Ensemble“ und sie verbindet die unterschiedlichen Noten der einzelnen Pflanzenarten. Im Falle der Melange aus Espadín und Tobalá erinnert der Duft schon an fruchtige Eindrücke wie Melonen. Die Süße der Agave ist hier nicht im Honig-Ton sofort präsent. Vielmehr denkt man an Galia-Melone oder erwärmte Ananas – auch wenn der rauchige Duft auch an eine kleine Grillerei erinnert.
Doch die Würze dieses Mezcals ist eine ganz eigene. Senfgurke vielleicht, oder angekokelte Zucchini, entdeckt die Nase klar pflanzliche Elemente in diesem Duftbild. Die Kraft der 44,5% vol. kommt ebenfalls durch, doch davon sollte man sich nicht abschrecken lassen. Denn im Mund ist dieses „Ensemble“ weich und anschmiegsam wie weiße Schokolade. Ein wenig Mango schwingt mit, ehe dann die komplexen Noten des Noble Coyote loslegen. Trauben, Grünen Pfeffer und Eukalyptus lässt er auf den Gaumen los. Vor allem der leicht mentholige, aber auch zart holzige Nachhall bleibt lange präsent. Ohne jede Alkoholschärfe erinnert einen ein pikantes Rückaroma daran, dass man es bei aller Fruchtigkeit doch mit einem echten Mexikaner zu tun hatte. Claro que si!
Bezugsquelle:
Noble Coyote, „Espadín – Tobalá“ (Ensemble) kostet EUR 59 (0,7 Liter-Flasche) im Webshop von Pacific&Lime, https://pacific-lime.com