12 Millionen Flaschen verlassen jährlich die Keller von Masi im Valpolicella-Gebiet. Das 1772 gegründete Weingut gehört in siebenter Generation der Familie Boscaini – den Namen trägt man aber immer noch nach dem ersten Weinberg „Vaio dei Masi”. Und so steht es auch in der Münchener Maximilianstraße unübersehbar an der Bar auf Hausnummer 40. Es ist das vierte Restaurant, das die Boscainis weltweit betreiben. Der Weltruhm der Winzer aus dem Veneto verdankt sich zwar dem Amarone, doch hier werden auch die anderen Weine des Masi-Imperiums serviert. Wein aus der Toskana (Poderi del Bello Ovile) steht in der Masi Bar Munich ebenso in den Regalen wie Canevel-Spumante aus Valdobbiadene oder der argentinische Tupungato.
Der Schaumwein aber, der zur Eröffnung floss, steht symbolisch für die hohe Qualität, die der Trento DOC mittlerweile erreicht hat. Wem die Schaumweine der Franciacorta gefallen, wird auch mit diesem „Prickler“ seine Freude haben. Der Name der Grafen Bossi Fedrigotti ist ein von jeher klingender in der Region und die aktuellen Eigentümerinnen arbeiten mit Masi nicht nur bei der Vermarktung zusammen. Dass dieser Schaumwein auch die drei Gläser des „Gambero Rosso“ bereits erhielt, unterstreicht den positiven Eindruck vom „Conte Federico“.
Er bringt einen schönen Hefe-Ton im Glas mit, der von Beginn weg präsent ist. Für fruchtige Töne sorgen Gelber Apfel und etwas Grapefruit-Abrieb – beide betont kühl und mit herbem Einschlag. Am Gaumen wird es angenehm cremig; diesfalls kommen eher Granny Smith-Apfel-Töne zur Geltung. Der Apfel-Geschmack zeigt auch leichte Spuren eines animierenden Gerbstoff-Bitterls. Lang und in kräutrige Richtung zielend, klingt diese frische Note aus. Ein Nachklang von Pesto – mit Koriander und Petersilie – bleibt erhalten und ruft nach sofortiger Erneuerung des Schlucks.
Doch ganz ohne Amarone-Trinken kann man die Weinbar in München auch nicht verlassen! Zumal auch fleißig mit Wein gekocht wird in der Maximilianstraße; das Risotto etwa bekommt den berühmten „Costasera“ ab. Und strahlt entsprchen rötlich unter der Haube aus Monte Veronese-Käse. Die Sorten Rondinella, Molinara und Corvina verbinden sich bei diesem Amarone Della Valpolicella Classico des Jahrgangs 2016 zu einem kräftigen Rotwein, der 15% vol. am Etikett trägt. Der blickdichte Wein erinnert an dunkle Schokolade. Denn dieser Duft wird von Brombeeren und Weichsel flankiert, ein zart erdiger Ton ergänzt die dunkle Seite dieses Amarones. Mit Luft wird es auch rotfruchtiger; man denkt an Früchtetee und Geranien.
Nachdrücklich bringt der 2016er auch am Gaumen seine dunkle Frucht-Kraft in Stellung. „Frutti di Bosco“ würde man es in Masis Heimat wohl zusammenfassen, was man hier schmeckt. Heidelbeeren und Walderdbeeren notieren wir, dazwischen die säurigere Himbeere, besonders aber wieder Brombeeren. Der Gerbstoff erinnert an Schwarztee, erst ganz hinten meldet sich eine zarte Säurestruktur, die für eine leichtere Gangart des intensiven Valpolicella-Vertreters sorgt. Würzig und lange ist dann der Hall, der mit Lorbeer und Wacholder sowie etwas Schwarzer Olive erneut in den Süden entführt. Und das funktioniert nicht nur in Monaco, Bavaria!
Bezugsquellen:
Bossi Fedrigotti, Trento DOC Riserva Conte Federico 2016 kostet EUR 27,50 bei Vinomi, https://vinomi.de
Masi, Amarone Della Valpolicella Classico „Costasera“ 2016 kostet EUR 35,23 bei Drinks&Co., www.drinksco.at