Im Seefahrer-Atlas war Neuseeland lange „terra incognita“, unbekanntes Terrain. Beim Whisky sind das die beiden Inseln bis heute geblieben. Dabei hat man sich längst ein eigenes Reglement – eng an das schottische Whisky-„Technical file“ angelehnt – verpasst. Drei Jahre Mindestreifung und auch das nur im Inland soll für Malts mit dem Gütesiegel „Aotearoa“ (dem Maori-Namen Neuseelands) zulässig sein. Einer der Pioniere im Kiwi-Land ist Matt Johns, der nach Jahren in der Whisky-Branche seine eigene Destillerie Pōkeno eröffnet hat.
Auf der Nordinsel, eine gute Stunde südlich von Auckland, will man bewusst den Export des NZ-Whiskys forcieren. Fünf Auslandsmärkte, darunter Deutschland, erhalten den Neuling von der Südhalbkugel. Die Basis dafür ist Getreidebrand, der einem „grain to glass“-Ansatz folgt. Das Getreide stammt aus Neuseeland, Wasser holt man aus dem vulkanischen Tal um die Brennerei selbst. Lediglich bei den Fässern ist man weitgehend auf Importe angewiesen, was Johns auch bedauert. Aktuell lagern 80% der Produktion in Ex-Bourbon-Fässern. Für Pōkenos „Origin“ als wichtigste Abfüllung sind sie die einzigen Lagerbehälter.
Wir verkosteten aber den „Discovery“. Der wiederum hat neben den US-Fässern auch Gebinde aus Jerez eingesetzt; in ihnen lagerte Oloroso– und Pedro Ximenez-Sherry. Und der jugendliche Whisky mit wenig über drei Jahren Reife (und 75 Stunden währender Vergärung) kann das auch nicht verleugnen: Der Duft liefert einmal satte Malz-Töne. Was dann folgt, darf man getrost als Lehrmaterial für Single Malt-Neulinge ansprechen, denen man „Sherry-Süße“ nahebringen will. Nuss und Datteln in Reinkultur sind so ausgeprägt, dass man sie vor dem geistigen Auge – gleich neben Karamellcreme – erstehen sieht.
Sehr ausgeprägt ist die Sherry-Prägung des „Kiwi-Whiskys“ auch am Gaumen, was angesichts der jungen Destillate erstaunt. Doch was man da an Kletzenbrot und gedörrtem Kirsch-Geschmack mitbekommt, ist hochintensiv. Wie konzentriert wirkt diese Toffee-unterlegte Dörrfrucht. Und vielleicht stimmt das angesichts des hohen „Angels‘ share“ auf der Nordinsel ja auch. Fast überraschend wirkt dann der finale Weiße Pfeffer, der dieses cremig-dichte Bild ein wenig aufpeppt. Aber das hält der Pōkeno locker aus. Wunderbarer Einsteiger in die Whisky-Welt und auch für alle Freunde eines „sherried“ Malts eine Empfehlung mit exotischem Nimbus!
Bezugsquelle:
Pōkeno, Single Malt „Discovery“ ist um EUR 47,90 (0,7 Liter-Flasche) beim Spezial-Shop Whisky.at erhältlich, https://at.whisky.de