Wie alles begann….unter diesem Motto könnte Folge 3 unseres Rundtrunks (Rundgang ist es ja keiner) durch die Neuheiten der Austro-Whisky-Szene stehen. Somit geht es wie schon in Teil 1 ins Waldviertel, wo 1995 die Idee entstand, Roggen zu „veredeln“. Denn statt dem Verfall des Getreidepreises machtlos zuzuschauen, trat Johann Haider die Flucht nach vorne an. Und erfand sich als Whisky-Brenner neu. Dass das mittlerweile ein Zeiterl her ist, sieht man daran, dass nun sowohl Monika, als auch Johann Haider in den Ruhestand traten. Was deshalb nicht unwesentlich ist, als der „Jubiläumsbrand“ der 25 Jahre alten Whiskywelt J. H. nunmehr ein Projekt zweier Generationen wurde.
Umbenannt musste dank der Initialen nichts werden. Denn auch Tochter Jasmin Haider-Stadler füllt unter J. H. ab und kreiert seit langem die Whiskys des Hauses. Im Falle des Masterblends aus fünf Abfüllungen der Waldviertler Destillerie verschwand sie mit ihrem Vater im imposantesten „warehouse“ der heimischen Szene. Und das Ergebnis, acht Jahre gereifter Whisky, ist auch einer der ersten Brände im neuen Gewand. Dem schwarzen Design des Seniors folgt eine neue Buntheit, in diesem Falle in schönem Rot, das mit dem karamell-braunen „J. Haider Blended Malt“ kontrastiert. Und auch der Inhalt kann sich sehen, respektive schmecken lassen.
Anfangs sehr fruchtige Nase mit Pfirsich-Anklang, Malz- und Roggenbrot-Würze und Tonkabohne sowie ein zarter rotweiniger Touch (Dörrzwetschke). Mit Luft zerlegen sich diese beiden Seiten des Duftbilds noch klarer: da ist die gelbe Frucht, zwischen Dörrmarille und dem Steinobst-Cousin Pfirsich pendelnd. Dort hingegen die kantige Holz-Würze, die trocken und ganz zart rauchig wie frisch gebeizte Holzfenster ausfällt. Das kräftige Eichenholz lässt sich bei zumindest einem Bestandteil des Blends nicht verleugnen. Gute Nachricht für Sammler: Der „J. Haider Blended Malt“ hat auch in einigen Jahren noch Kante.
Der Kostschluck bringt dann Erdnuss-Butter und Milchschokolade im weichen und milden Antrunk. Glanzlichter setzen die Holzwürze, Piment und salziges Karamell. Auch im Mund legen sich ebenfalls die Eichen-Töne immer wieder darüber – Zichorienkaffee, Erdnüsse und Bitterschokolade notieren wir im Finish. Definitiv kein „dram“ für Anfänger, aber ein komplexer Blend, der von etwas Süße dazu profitiert. Nachgerade perfekt passen die Würzenoten, wenn man dem Solisten in ein Herrengedeck einbindet. Dunkle Biere, etwas das Budweiser „B Dark“ aus dem nahen Tschechien oder ein Oatmeal Stout, sind erstklassig dafür geeignet, auf die 1. Whiskydestillerie Österreichs anzustoßen. Wir haben es mit dem heurigen Christmas Ale von Fortnum & Mason probiert. Und da wird es dann richtig feierlich am Gaumen. Passt ja auch zum Jubiläumsblend!
Bezugsquelle:
Whiskydestillerie J. Haider, Blended Malt J. H. kostet EUR 49,50, (0,5 Liter-Flasche) im Webshop der Waldviertler Whiskywelt, https://waldviertlerwhisky.at