Die Einladung zum gemeinsamen Verkosten – degustiamo insieme! – ist schon im Titel italienisch gehalten. Einmal im Jahr zeigt „Alles Wein“, das vinophile Department der Kastner-Gastromärkte, Neuheiten aus Italien. Denn bei 700 Rebsorten und über 500 Gebietsbezeichnungen wird man unser Nachbarland und seine Weinschätze nie genau kennen. Zumal es das Team um Josef M. Schuster auch darauf anlegt, neue Rebsorten und Produzenten ins Glas zu bringen. Die Fragen („Ist Scarbolo die Rebsorte oder der Winzer“?) waren daher naheliegend im Dominikanerkonvent zu Wien. Denn autochthone Sorten wie Pugnitello hat man nicht jeden Tag vor sich. „Der Name kommt von der Faust (il pugno), weil die Traubenform daran erinnert“, schildert Enrica Scappini von Podere il Castellaccio beim Einschenken.
Ihr Mann Alessandro Scappini hat in Bolgheri an der „Costa degli Etruschi” alten Sorten einen hohen Stellenwert eingeräumt. Die Cuvée aus Sangiovese, Pugnitello und Foglia Tonda namens „Valénte“ ist einer der Lieblinge des Hauses. Und zu Recht! Die Mischung aus dem herben Duft von Cranberry und Weichseln mit getrockneten Rosenblättern (einer typischen Pugnitello-Note) wirkt beim Jahrgang 2019 sehr einladend. In drei seperaten Lesen werden die Sorten geerntet, auch der Ausbau – Zement oder großes Holz – wird unterschiedlich gehalten, ehe man das Trio zusammenbringt.
Der Blend aus je 20% dieser alten Sorte und der früher als Färbertraube in der Toskana verwendeten Foglia Tonda mit dem bekannten Sangiovese ergibt einen strukturierten Wein, der mit kühler Brombeere nur einen Kern aus Frucht aufweist. Herb von beginn weg, mit einem Touch Lorbeer, erzählt er von seiner Herkunft. Denn das Weingut befindet sich auf dne Hügel und ist dem Meer zugewandet. Die saline Ader explodiert dann ab dem mittleren Gaumen, wie man es selten bei Rotweinen findet – wie nach einer Schale mit Popcorn bleibt diese Meersalznote haften. Bei mehr und üppigerer Frucht wäre das zu viel des Guten. Hier will man immer nachtrinken.
Ebenfalls einen Schluck wert ist immer die Region rund um den Ätna. Hier war es eine Vereinigung, die sich liest wie aus dem Fantasy-Roman: Die Wächter des Weines (I Custodi delle Vigne). In der Tat gehen die aktuellen Wächter auf die 1453 gegründete „Maestranza dei Vigneri“ in Catania zurück. Was damals eine Gilde war, schützt heute historische Weinlagen wie Contrada Puntalazzo. Von hier kommt der weiße „Etna“, der sich in umgekehrter Schreibweise „Ante“ nennt und ein reinsortiger Carricante ist. Dass man in Wien den Jahrgang 2019 einschenkte, liegt an der Vinifizierung dieses Weines.
18 Monate im Stahltank werden von der in Italien üblichen Flaschenreife gefolgt. Das ergibt einen ausgewogenen Wein aus der Buschwein-Erziehung (lokal Alberello genannt). Enorm kräutrig riecht es aus dem Glas, Zitronenmelisse und Bergamotte sind auszumachen und eine Ahnung von der salzigen Seite dieses Weines von sandig-vulkanischem Boden. In der Tat bringt der intensive Schluck des „Ante“ einen Anflug von Salzzitrone mit. Spannend ist die Struktur, die immer würziger, ja im Nachklang fast pikant wird. Auch hier ist das salzige Element des biologisch kultivierten Ätna-Weißen merklich. Gegrillter Fisch und Meeresfrüchte – allen voran Gamberi – wären hier die erste Wahl!
Bezugsquellen:
I Custodi delle Vigne dell’Etna, Etna DOC „Ante“ 2019 (=Carricante) kostet EUR 24,09;
Podere il Castellaccio, Valénte 2019 ist um EUR 16,49 erhältlich – beide bei allen Kastner-Filialen (Einkaufsausweis erforderlich), www.kastner.at