Die Umbenennung, die das französische Rum-Unternehmen Plantation im Vorjahr eingeleitet hat, ist in vollem Gange. Die ersten Flaschen, die „Planteray“ am Etikett tragen, stehen auch schon bei den Händlern. Dem Kokos-aromatisierten „Cut & Dry“ (2024) folgte nun mit dem Navy Rum (=kräftiger abgefüllt beim Alkohol, konkret: 55,7 %vol.) namens „Mister Fogg“ eine weitere Abfüllung. Doch wir haben uns in eine „alte“ Flasche verschaut, als letztens im Badener Rumzentrum wieder eine Master Class anstand.
Der „Jamaica 10 years“ war seinerzeit eine limitierte Edition, die neben einem beachtlichen Alter für einen Rum nach britischer Machart auch alles mitbringt, was Jamaica-Rum so herausragend macht. Die Brennereien hinter diesem Rum nennt man bei Plantation/Planteray zwar nicht, doch traditionell bezog man die jamaikanischen Chargen von Long Pond und Clarendon. Beide stehen für jenen traditionellen Brennstil der Insel, der mit „muck“ und „cane acid“ eine besonders intensive Fermentation als Basis hat. Jamaica stellte neben Barbados (wo man mittlerweile selbst Brennerei-Eigner ist) stets eines der wichtigsten Rum-Länder des unabhängigen Abfüllers aus der Charente dar. Auch die mittlerweile teuersten Rums aus dem Planteray-Fundus kommen aus Jamaica. Sie wurden in der „Extrême Collection“ gebündelt. Über 600 Gramm volatile Bestandteile auf 100 Liter sagen dem Kenner, dass hier eine Ester-Bombe wartet, die zudem 20 Jahre gereift wurde (beim Extrême No. 4, einer „Long Pond“-Abfüllung).
Doch zurück zu jenem Rum, der im typischen Plantation-Mix aus tropischer Reife (acht Jahre in ehemaligen Bourbon-Fässern) und europäischer Lagerung (zwei Jahre im Château de Bonbonnet in der Charente) abgefüllt wurde. Für Kenner hat Alexandre Gabriels Team am Rückenetikett des „10 years“ zwei Zauberwörter vermerkt: Plummer und Wedderburn. Beide Bezeichnungen stehen für einen Rum-Stil, der sich über den Ester-Gehalt definiert. Plummer ist der niedrigere (150-200 Gramm pro Hektoliter), Wedderburn markiert einen noch intensiveren Jamaica-Stil (200-300 gr/hl). Dass dazu noch eine extrem lange Vergärung von zwei Wochen einer der Chargen reichlich Gärnebenprodukte mitgegeben hat, steht dort ebenso vermerkt.
Man hätte sich aber auch auf seine Nase verlassen können. Denn dieser Der „high ester“-Duft ist genau das, was Jamaica-Rum-Lover suchen: die überreife und reichliche Frucht lässt Erinnerungen an das exotische Kompott aus der Dose aufkommen, das es mal beim „Hofer“ gab. Vor allem Papaya ragt aus dem süßen und für Österreicher zart „überstandigen“ Duftbild heraus.
Das vollmundige Gefühl, das der Jamaikaner mitbringt, hat schon fast cremige Qualität. Wobei ihm auch die 42% vol gut stehen; sie tragen einen tropenfruchtigen Geschmack aus der „roten“ Schublade – also Papaya und Guave. Etwas Sandelholz und Piment sorgen für holzige Würze. Im letzten Drittel wird es dann sogar floral, was möglicherweise ein Effekt der zwei Jahre im Cognac-Fass sein kann. Denn auch in der Charente findet sich in so mancher Abfüllung dieser elegante Anflug kandierter Veilchen. Sie kommt im Finale zu den Gewürzschokolade-Noten des „10 years“ hinzu, hat aber nicht das letzte Wort. Denn das liefert ein fruchtbetonter Nachklang, der nach rund einer Minute erneut an die lange Vergärung erinnert. Da schmeckt man dann karamellisierte Ananas und ein bisschen auch Bananen-Chips. Oder, um Jimmy Cliff (mit einer Zeile aus „Roots Radical“) zu zitieren – I’m a true born Jamaican!
Bezugsquelle:
Plantation, „Grand Terroir – Jamaica 10 years old” kostet EUR 43,90 (0,7 Liter-Flasche) beim Spezialisten Rumzentrum im Webshop, www.rumzentrum.at