„Enjoy Löss“ steht am Beipackzettel von Stephan Mehofers erstem reinsortigen Pinot Noir. 2017 baute er die mittlerweile 30 Jahre alten Rebstöcke, ein Erbe am väterlichen Neudeggerhof, erstmals als „Vom Löss“ aus. Diese Linie, in der es auch einen Chardonnay gibt, steht hausintern für internationale Rebsorten, die mit Wagramer Note ausgebaut werden. Das allerdings ist nicht das einzige Bemerkenswerte an dieser Flasche Rotwein. Der markante Schraubverschluss mit den lustigen Piktogrammen, die „Dreh und Trink!“ zu sagen scheinen, fällt nämlich nicht nur optisch auf. Er steht für den nachhaltigen Weg des Weinguts, der mit organisch-biologischer Bewirtschaftung schon vor 28 Jahren eingeschlagen wurde. Konkret wird nicht nur durch die Leichtglas-Burgunderflasche Energie (und somit CO²) gespart. Auch der sogenannte Twister-Drehverschluss des deutschen Herstellers Syncor reduziert den „Fussabdruck“ des Weines: Er vermeidet Alu und kommt aus Holz und Glas auf die Flasche.
Doch was ist jetzt drinnen? Vorausgeschickt sei, dass der international so geschätzte Burgunder bei uns nicht nur Fans hat. Und für all jene, die so gut wie nie Pinot noir trinken,
- ist er wahlweise „a Wasserl“ oder „Himbeersaft“,
- viel zu schlank und zu leicht im Geschmack und
- viel zu teuer sowieso
Nun, in punkto Preis kann man bei der als Diva im Weingarten verschrienen Sorte nicht meckern. Wie aber steht es mit der geschmacklichen Intensität? Denn bei der Farbe im Glas bleibt der Neue vom Neudeggerhof natürlich blasser als manch hochgejazzter Blaufränkisch. Für Pinot-Freunde wiederum beginnt ja hier bereits die Vorfreude auf ihr feingliedriges Gespinst an Aromen im (Burgunder-)Glas. Und diese Freude löst auch das Schnuppern am 2017er „vom Löss“ aus: Reife, rote Beeren-Noten schreibt man rasch einmal hin. Doch in diesem Falle streifen die recht dunklen Himbeeren im Duft schon an Preiselbeeren an. Schwarzer Pfeffer und Tonkabohne, schmeichelnd und zart süßlich, liegen im Widerstreit: Gewinnt die würzige oder doch die fruchtcharmante Seite? Vertagen wir die Frage bis nach dem Kost-Schluck!
Hier kommt der Wagramer Pinot satt, aber keineswegs plump, auf den Gaumen. Deutlich spürbar ist der Widerrist, den das gute Drittel an Ganztrauben (also Weinbeeren mit Stängel) erzeugt hat. Etwas Orangenschale schein in diesem so beeren-satten Rotwein ebenfalls auf, die feien Klinge dieses Erstlings wird erst im Finish durch ein etwas breiteres Aromen-Schwert, das er auch zu führen weißt, ersetzt. Dezente Röstnoten bilden den Nachhall, der sich einer 16 Monate währenden Ausbauzeit in 300 Liter-Holzfässern verdankt. Mit Bitterschoko-Tönen klingt der Wein aus, den man – in mehr als einer Hinsicht! – mit gutem Gewissen trinken kann.
Bezugsquelle:
Weingut Mehofer/Neudeggerhof, „Pinot Noir vom Löss“ 2017 kostet EUR 12,60 beim Versandhandel, www.wine-house.at