Das mit dem Personal Trainer für Sporte wird in diesem Leben wohl nichts mehr. Geht aber auch einem echten Trinkprotokollanten nicht ab, dieser gut bezahlte Schleifer, der zu Joggen und g’sundem Essen anhält. Wobei es ja nicht so ist, dass wir beratungsresistent wären. Unsere Version der kenntnisreichen Einflüsterer stellt der „personal coffee expert“ dar. Nachdem die Röstmarie unser Hardware-Setup in der Kaffeeküche kennt, schlägt sie auch ideale Bohnen-Mischungen für die Mokka-Kanne vor.
Diesmal galt die Empfehlung von Auskennerin Marie Grüner eine in Vösendorf zum Erfolgsblend gemischte Röstung. „Nero“ stammt aus dem Röstraum, wo man es dem Kunden ohne eigene Kaffeemühle auch ermöglich, einen von fünf Mahlgraden auszuwählen. Der etwas gröbere wird es für die geliebte Moka Bialetti, die bei uns (würde als Firma dann wohl „Kostraum“ heißen) auf die Herdplatte kommt. Die Mischung aus Arabica und Robusta entspricht mit 70:30 einem klassischen italienischen Rezept.
Wobei die Röster Wert auf einen „modernen“ Espresso-Blend legen. Dazu tragen die Herkünfte bei. Kaffee aus Brasilien, Indien und Indonesien wird für den „Nero“ verbunden. Das sanftere Röstprofil tut ein übriges. Doch gehen wir ins sensorische Detail: Was bereits die erste Nase signalisiert, ist das Vorhandensein von Säure. Speciality Coffee-Kenner werden es gleich dem Anteil an Yellow Bourbon zuschreiben, der neben dem Robusta diese Frische einbringt. Die Säure garniert aber ein recht dunkles Gesamtbild, in dem reife Beeren – Heidelbeere vor allem – eine Hauptrolle spielen.
Der nussige Charakterzug, den auch die offiziellen Kostnotizen des „Nero“ („…geröstete Haselnüsse…“) ansprechen, folgt nach ein paar Minuten. Auch Schokolade ist da zu riechen. Will man es genauer wissen, dann bewegt sich ihr Duft im höheren Kakaoanteil einer Milchschokolade (45% oder so) – die Bitterschoko-Noten hat diese Röstung nicht im Repertoire.
Der Hinweis auf einen erwartbar kräftigen Körper, den die Nase da liefert, ist absolut korrekt. Denn auch da zeigt sich der „Nero“ vollmundig, aber nicht bitter. Kein Napoli-mässig schwarzer Typus kommt da aus dem Röstraum, vielmehr liefert ein sehr ausgewogenes Röstprofil einen guter Frühstückskaffee.
Kakao gibt es im Nachklang in Fülle, davor sind es wieder dezente Beeren-Töne der dunklen Art, die man schmeckt. Die Säure aus dem Duftbild spielt hier im letzten Drittel auch wieder mit – sie nimmt der feinen Bitterkeit dieses Blends den Nipf. Und so geht auch die zweite Tasse locker über die Lippen. Gut, dass wir statt der kleinen Bialetti-Moka das Drei-Tassen-Modell von Alessi auf den Herd gestellt haben. Eigentlich ging es da um die Optik. Doch vom Nero darf’s gern mehr als „solo una tazza“ sein!
Bezugsquelle:
Röstraum, „Nero“ (Italian Espresso Blend) kostet EUR 9,10 in der 250-Gramm-Packung im E-Shop der Rösterei, https://roestraum.at